Jagdschloss

Aus Jagdfibel
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Schloss Benrath in Düsseldorf.
Beispiel eines spätbarocken Jagdschlosses

Ein Jagdschloss ist ein repräsentitives Gebäude innerhalb eines Tiergarten oder Jagdgebiet und diente hauptsächlich zur Unterbringung von Herrscher und Hofstaat anlässlich der Jagd in der Region als Bühne für höfische Feste. Jagdschlösser, wie auch Garten- und Lustschlösser, wurde nur saisonal benutzt und nicht als ständiger Wohnsitz (Residenz).

Jagdschlösser wurden nicht nur von fürstlichen Herrschern (weltlich und geistlich) gebaut, sondern auch vom Adel oder von größeren Klöstern. Die großen Jagdschlösser in Europa entstanden zwischen dem Ende des Dreizigjährigen Krieges (1648) und der französischen Revolution (1789).

Die Jagd, ausgehend von den Jagdschlössern, war überwiegend Bestandteil größerer Festivitäten in Verbindung mit Festtafeln, Bällen, Konzerten, Theateraufführungen und Feuerwerk. Wodurch Jagdschlösser oftmals auch als Lustschloss (maison de plaisance) bezeichnet werden – zumal die Jagd unter den früheren Aristokraten vor allem Freizeitvergnügen war. Doch unterscheiden sich Lustschloss und Jagdschloss sowohl in der überwiegenden Funktion als auch in der Architektur. Lustschlösser sind in ihrem Ausstattungsprogramm frei, während Jagdschlösser immer Bezug zur Jagd haben: dies kann durch Geweihe und andere Trophäen geschehen, durch Jagdgemälde, aber auch durch das bewusste Zeigen von Holz oder natürlichen Materialien. Im Gegensatz zu Lustschlössern waren Fachwerkbauten keine Seltenheit, erhalten haben sich jedoch nur wenige aufwändige Bauten aus Stein, die heute das Verständnis vom Jagdschloss bestimmen. Im Spätbarock verwischten jedoch die Grenzen zwischen Jagd- und Lustschloss zunehmend (siehe: Schloss Benrath).

Meist gehören zum Jagdschloss auch Zweckgebäude wie Stallungen und Nutzbauten zur Unterbringen von Jagdzeug, Kutschen, Hunde, Greifvögel und Gefolge. Während größere Jagdschlösser mit ihren Nebengebäuden autarke Ensembles bilden können, sind kleinere Anlagen, teilweise auch Jagdhäuser genannt, oft in Schlossparks und Gärten, zumindest aber in Reichweite der Residenz des jeweiligen Herrschers errichtet (z.B. Jagdschloss Falkenlust zu Brühl).

Vor allem die Jagdschlösser des Barock- und Spätbarock präsentierten sich als Gesamtkunstwerk. Sie waren nicht nur in der Architektur und in der Ausschmückung auf die damaligen jagdlichen Belange ausgerichtet, sondern darüber hinaus wurde die umgebende Landschaft nach den jagdlichen Vorlieben der Besitzer gestaltet. Leider sind diese gartenbaulichen Elemente in den letzten 150 Jahren größtenteils verloren gegangen. Nur auf einigen alten Stichen lassen sich die Dimensionen der übergreifenden Gestaltung erahnen.

Einige bekannte Jagdschlösser

Literatur

  • Laß, Heiko: Jagd- und Lustschlösser. Kunst und Kultur zweier landesherrlicher Bauaufgaben. Dargestellt an thüringischen Bauten des 17. und 18. Jahrhunderts, Petersberg: Michael Imhof Verlag 2006
Rezension von Julian Jachmann in: Sehepunkte, Ausgabe 8 (2008) Nr. 6