Marderhund
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Marderhund | |
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Alternative Namen | Enok, Mangut, japanischer Fuchs, Seefuchs, Waschbärhund, Obstfuchs |
Systematik | |
Ordnung | Raubtiere (Carnivora) |
Überfamilie | Hundeartige (Canoidea) |
Familie | Hunde (Canidae) |
Tribus | Echte Füchse (Vulpini) |
Gattung | Nyctereutes |
Art | Marderhund |
Wissenschaftlicher Name | |
Nyctereutes procyonoides (Temminck, 1838) | |
Paarungszeit | Ranzzeit (Januar/Februar) |
Tragzeit | (62 Tage) |
Setzzeit | April/Mai |
Anzahl des Jungwildes | (6 - 8) |
Zahnformel | |
Zahnformel |
I C P M 3 1 4 2 3 1 4 3 |
Marderhund (Nyctereutes procyonoides), auch Enok, Mangut, japanischer Fuchs, Seefuchs, Waschbärhund, Obstfuchs genannt.
Seit 2001 wird der Marderhundbestand im "Projekt Wildtier-Informationssytem der Länder Deutschlands" erfaßt.
Der Marderhund steht seit 2019 auf der Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung.
Von Ernst-Otto Pieper [1]
Kennzeichen:
- Gedrungenes Tier von Fuchsgröße, auf kurzen Läufen, mit kleinem Kopf und spitzer Schnauze, mit in dichtem Fell fast versenkten Gehören und typischem Backenbart.
- Dem Waschbären ähnlich.
- Dunkles Band zu den Schultern und den Vorderläufen.
- Rute ohne Bänderung.
- Das dunkle Gesicht ist oben und unten hell umrandet.
Balg:
- Dunkelbraun bis dunkelgraubraun mit dichter Unterwolle.
- Der Pelz des Marderhundes ist unter der Bezeichnung „Seefuchs“ oder „Japanischer Fuchs“ im Handel.
Größe / Gewicht:
- Durchschnittlich 5 – 9 kg (selten über 10 kg). Kopf-Rumpf-Länge: 60 – 80 cm; Bürzellänge: 15–18 cm.
Vorkommen:
- Heimat ist Ostasien (China, Korea, Japan).
- Breitet sich zunehmend Richtung Westen aus.
Lebensraum:
- Sehr anpassungsfähig; Landschaften mit viel Gewässer, Sümpfen und geschlossenen Laubwäldern.
- Bergige Gegenden meidet er.
- Bevorzugt Unterholz und Schilfbereiche (Maisfelder).
Lebensweise:
- Wohnt in Höhlen, in denen er den Tag verschläft.
- Nachtaktiv; ist aber, je nach Jahreszeit, auch bisweilen tagaktiv.
- Taucht vorzüglich.
- Er ist vorsichtig, doch läuft er bei Gefahr nicht fort, sondern verharrt in geduckter Stellung und verbirgt sich dann, fest an den Boden geschmiegt; werden sie überrascht, stellen sich die Tiere tot, laufen jedoch bei nächster Gelegenheit fort.
- Lebt in größeren Familien (kleinen Rudeln).
- Hält bei Frost Winterruhe (als einziger der hundeartigen Raubtiere). (In seiner Urheimat: Winterschlaf.)
Bauanlage:
- Die Baue haben für gewöhnlich 1 – 3, selten 4 – 5 Einfahrten. Die Länge des Ganges bis zum Kessel beträgt im weichen Boden höchstens 6 m, in steinigem Boden 1 m.
- Der Kessel ist mit verschiedenen Pflanzenteilen ausgekleidet.
- In der Nähe der Bauten befinden sich Losungsplätze in Form von kleinen, mit Losung angefüllten Gruben.
- Wenn möglich, geht der Marderhund in alte Dachs- oder Fuchsbaue. Er gräbt nur dann selbst, wenn er keine freien Baue findet.
- In den Dachsbauen benutzt er nur 2 – 3 Seitengänge, die übrigen scharrt er zu.
- Gräbt er selbst, so richtet er sich „zeitweilige“ und „ständige“ Baue ein; erstere sind einfach und höchstens 1 m lang mit nur einer Einfahrt. *Im Frühjahr, vor dem Werfen, bezieht er seinen ständigen Bau; das alte Polstermaterial wird ausgetauscht. Wenn die Welpen aus dem Bau ausziehen, werden wieder die zeitweiligen Baue benutzt. Im Oktober zieht er wieder in die ständigen Baue.
- Der Eingang zeigt fächerförmige Erdauswürfe von 1,5 bis 1,8 m; sie und der Platz um den Bau sind von den Tieren festgetrampelt.
Revier:
- Er streift täglich umher; je nach Jahreszeit zwischen 2 und 20 km.
- Abwanderungsstrecken der Welpen bis 50 km. Im Extremfall mehrere hundert Km.
Ernährung (Fraß):
- Anpassungsfähiger Allesfresser.
- Über 50 % pflanzliche Nahrung; 25 % Aas (auch sehr stark verwestes); 15 % Mäuse; 5 % Lurche.
- Obst, Beeren, Mais, Mäuse, Vögel, Eier, Hasen, Wasservögel, anderes Jung- und Niederwild, Frösche und Fische.
- In Niederwildrevieren und in der Fischerei kann er Schaden anrichten.
Alter:
- Kann ca. 6 bis 8 Jahre alt werden. In Gefangenschaft bis 11 Jahre
Zähne:
- Zahnformel: Oberkiefer 3 / 1 / 4 / 2 x 2
Unterkiefer 3 / 1 / 4 / 3 x 2 = 42 Zähne im Dauergebiss.
Sinne:
- Die Sinne des dämmerungs- und nachtaktiven Tieres sind ganz auf die Dunkelheit eingestellt.
- Nicht so fein ausgeprägt wie beim Fuchs.
- Windet gut, äugt mäßig, vernimmt gut (ähnlich wie Fuchs).
Lautäußerungen:
- Nur in der Ranzzeit ein Maunzen, Winsen oder Knurren.
Fortpflanzung:
- Marderhunde sind monogam; die Paarbildung ist bereits im Herbst, gewöhnlich Oktober / November.
- Ranzzeit je nach Gegend und Witterung Mitte Februar bis Mitte April.
- Die Hitze der Fähe zieht sich von einigen Stunden bis zu 6 Tagen hin; in dieser Zeit kommt der Paarungsakt 2- bis 5-mal zum Vollzug. Nach 20 bis 24 Tagen wiederholt sich – auch bei trächtigen Fähen – die Hitze.
- Die Paarung findet gewöhnlich bei stillem Wetter, meist nachts oder frühmorgens statt.
- Dauer der Kopulation durchschnittlich 6 bis 7 Minuten.
- Tragzeit 59 Tage.
- Wölft Mitte April bis Mitte Mai 5 bis 8 Welpen (bis 12, in einem bekannten Ausnahmefall: 15).
- Zumeist überleben 6 – 7 Welpen.
- Geschlechterverhältnis fast 1:1 (die Rüden überwiegen etwas).
- Junge Fähen haben weniger Nachwuchs als ältere.
- Fähe hat 5 Paar Zitzen.
- Zumeist in Fuchs- oder Dachsbauten (befahrene oder verlassene).
- Welpen sind unmittelbar nach der Geburt blind, mit einem kurzen, dichten, weichen Fell ohne Grannenhaare, von dunkelschiefergrau bis fast schwarzer Farbe, bedeckt.
- Geburtsgewicht: 60 – 100 g.
- Bleiben 9 – 10 Tage blind.
- Sie sind bei der Geburt zahnlos. Zwischen dem 14. und 16. Lebenstag brechen die ersten Milchzähne, die oberen Eckzähne, durch. Es folgen die Schneidezähne und die unteren Eckzähne.
- Bei der Jungenaufzucht bleibt meist der Rüde bei den Welpen, während die säugende Fähe auf Nahrungssuche geht.
- Die Welpen werden 45 – 60 Tage gesäugt.
- Sobald die Jungen festen Fraß zu sich nehmen (3. / 4. Woche), trägt der Rüde dem Geheck Beute zu.
- Im Alter von 1 Monat verlassen die Welpen den Bau.
- Junge sind nach 6 Monaten ausgewachsen.
- Geheck zerfällt Ende August bis Anfang September.
- Junge sind mit 8 – 10 Monaten (Paarbildung bereits im Herbst) geschlechtsreif.
Losung:
- Die oft gallertartige Losung ist je nach Fraß schwärzlich mit vielen Pflanzenresten zersetzt, 4 – 6 cm lang, 2 – 3 cm dick, mit 2 – 3 Gliedern.
Spur:
- Ist der eines entsprechend großen Hundes sehr ähnlich.
- Spreizt die Zehen sehr stark; Zehenballen und Nägel sind abgedrückt.
- Da er schränkt, liegen die Trittsiegel nie in einer Reihe.
Krankheiten / Verluste:
Jagdarten:
Weitere Informationen
- DJV-Steckbrief (abgerufen am 03.06.2013)
- Natur-Lexikon - Marderhund
- Wildhüter St. Hubertus - Marderhund
- Wikipedia - Marderhund (abgerufen am 18.02.2014)
- Natürlich Jagd - Invasion der Marderhunde: Eine Gefahr nicht nur für die Tierwelt (abgerufen am 12.07.2015)
- Raubwild (Teil 1): Waschbär und Marderhund. Werde fit für die Jagdprüfung. Jägerschmiede vom 13.08.2020, (abgerufen am 20.11.2022)
- 8. Luchs (Lynx lynx), Wildkatze (Felis sylvestris sylvestris), Fuchs (Vulpes vulpes) & Marderhund. Wildökologie, (abgerufen am 07.06.2023)
Literatur
- Bajohr, Wolfgang: Der Marderhund breitet sich aus. In: Wild und Hund, 73. Jg. (1970/71), S. 202-203
- Bajohr, Wolfgang: Der Marderhund kam aus Asien. Aus Pelzfarmen entwichen. In: Deutsche Jagd-Zeitung, 2/1990, S. 48
- David, Andreas: Gelegenheit macht Beute. Wie bejagt man Waschbär, Marderhund und Mink. In: Wild und Hund, 24/2001, S. 32-35
- David, Andreas: Fuchs und Enok. Zur Fortpflanzung. In: Wild und Hund, 4/2002, S. 61
- David, Andreas: Der Marderhund. Kurz und knapp. In: Wild und Hund, 11/2005, S. 17
- David, Andreas: Prädatorendruck erhöht. Der Enok gehört zum Inventar. Interview mit Norman Stier. In: Wild und Hund, 11/2005, S. 18-19
- Dorn, Ilka: Leise, still und heimlich. Der Marderhund auf dem Vormarsch. In: Halali, 1/2011, S. 98-101
- Goretzki, Jürgen / Noack, Matthias: Haarige Räuber. Fuchs, Dachs und Enok im Unteren Odertal. In: Wild und Hund, 19/1999, S. 64-68
- Goretzki, Jürgen / Sparing, Hubertus: Heimlich, still und leise. Waschbär, Marderhund und Mink in Deutschland. In: Wild und Hund, 22/2001, S. 26-31
- Lampe, Tanja: Enok und Waschbär in Österreich. In: Der oberösterreichische Jäger, Juni/2009, S. 14-17
- Lampe, Tanja: Enok und Waschbär in Österreich. In: Jagd in Tirol, 10/2009, S. 18-20
- Reimoser, Friedrich / Klansek, Erich / Reimoser, Susanne: Lebensraum & Abschuss. Abschussdichten verschiedener Wildarten in den österreichischen Bezirken seit 1955 - 10.Teil: Iltis, Wiesel, Marderhund & Waschbär. In: Österreichs Weidwerk , 3/2006, S. 9-11
- Stier, Norman: Marderhund (Nyctereuts procyonoides, GRAY 1834), Waschbär (Procyon lotor L., 1758) und Mink (Mustela vison SCHREBER, 1777) im Kreis Hagenow. Beiträge zur Jagd- und Wildforschung 20 (1995): 185-190
- Stier, Norman / Roth, Mechthild / Drygala, Frank / Bögelsack, K.: Aktuelle Marderhundforschung und erste Ergebnisse zur Raumnutzung des Marderhundes (Nyctereutes procynoides, Gray 1834) in Mecklenburg-Vorpommern. Beiträge zur Jagd- und Wildforschung 26 (2001): 235-246
- Stier, Norman / Drygala, Frank / Roth, Mechthild: Erste Ergebnisse zu Nahrungsökologie, Home-Range und Habitatnutzung des Marderhundes (Nyctereutes procynoides) – eines invasiven Caniden in Ostdeutschland. Artenschutzreport 12 (2002): 48-54
- Stier, Norman: Flexibler als der Fuchs? Fortpflanzungsverhalten beim Enok. In: Wild und Hund, 4/2002, S. 60-61
- Stier, Norman: Marderhund – Eroberer aus dem Osten. - Sonderheft Unsere Jagd: 14-34.
- Stier, Norman: Heimlich und sehr anpassungsfähig. Marderhund. In: Redaktion Wild und Hund (Hg.): Raubwild und Rabenvögel. Bejagung - Biologie - Biotope. (= Wild und Hund Exklusiv, Bd. 29). Singhofen: Paul Parey Verlag, 2007, S. 86-91
- Zoller, Hinrich: Freunde oder Feinde? Untersuchungen zum Nebeneinander von Marderhund und Fuchs. In: Unsere Jagd, 10/2007, S. 34-37
Einzelnachweise
- ↑ Marderhund. aus: Wildhüter St. Hubertus, (abgerufen am 30.07.2023)