Rotfuchs

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Rotfuchs
Systematik
Ordnung Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie Hundeartige (Canoidea)
Familie Hunde (Canidae)
Tribus Echte Füchse (Vulpini)
Gattung (Vulpes)
Art Rotfuchs
Wissenschaftlicher Name
Vulpes vulpes
(Linnaeus, 1758)
Paarungszeit Rollzeit (Januar/Februar)
Tragzeit (52 Tage)
Setzzeit März/April
Anzahl des Jungwildes (4 - 7)
Zahnformel
Zahnformel
          I C P M
          3 1 4 2
          3 1 4 3

Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) ist der einzige mitteleuropäische Vertreter der Füchse und wird daher meistens als „der Fuchs“ bezeichnet. Er ist in Europa der häufigste Wildhund.

Seit 2001 wird der Fuchsbestand im "Projekt Wildtier-Informationssytem der Länder Deutschlands" erfaßt.

siehe auch: Birkfuchs
siehe auch: Kohlfuchs



Von Ernst-Otto Pieper [1]

Farbvarianten:

  • Birkfuchs oder Goldfuchs (am häufigsten)
    • Gelbrote bis fuchsrote Oberseite; die Unterseite von Rumpf, Kinn und Kehle sind hell bis fast weiß; weiße Blume.
  • Brandfuchs, Moorfuchs oder Kohlfuchs
    • Brandrote Oberseite; die Unterseite vom Rumpf, Kinn, Kehle und Blume sind dunkel bis fast schwarz.
  • Kreuzfuchs
    • Besonders dunkler Aalstrich und besonders dunkler Querstreifen über Schultern.
  • Albinos sind möglich.

Balg:

  • Besteht aus der grauen bis dunkelgrauen kurzen Unterwolle und den darüber liegenden langen Deckhaaren.
  • Verhärt ab April / Mai bis Ende Frühsommer (also 2 bis 3 Monate)
  • Verhären beginnt am Kopf und an den Läufen, endet am Rücken und an der Lunte.
  • Ranzbrille (über Schulter) hat mit Ranz nichts zu tun!
  • Rüden verhären schneller.
  • Fähen mit Geheck haben oft im Juni noch ruppigen Balg.
  • Sommerhaar ist kurz und stumpf.
  • Vom Oktober bis in den Dezember wächst der Winterbalg; er besteht aus dichten Wollhaaren und den langen Grannen.
  • Erst im Dezember ist der Balg reif.

Größe / Gewicht:

  • Rüden 5,5 bis 7,5 kg; Gewichte bis 16,5 kg sind bekannt; Kopf-Rumpf-Länge: 65 – 75 cm; Luntenlänge: 29 – 54 cm.
  • Fähen zwischen 5 und 6,5 kg; Kopf-Rumpf-Länge: 62 – 68 cm; Luntenlänge: 29 – 41 cm.

Vorkommen:

  • Ganz Europa, Asien, Nordamerika, Nordafrika, um 1850 in Australien eingebürgert.

Lebensraum:

  • Wohnung = Wald, Dickung, Reet, Schilf o.Ä.
  • Jagdrevier = Wiesen und Felder.
  • Benutzt stets den gleichen Pass.
  • Tagesaufenthalt hängt vom Wetter ab: zum sonnen zusammengerollt auf Baumstamm oder Stein; bevorzugt tagsüber Laubholzverjüngungen, Nadelholzdickungen, Hecken, Feldgehölze.
  • Schlechtes Wetter: Schutz unter Bäumen o.Ä.; bei Regen, Nebel oder ersten Schnee steckt er in der Regel im Bau.
  • Ist der Balg nass vom Regen oder Tau, lässt er ihn im Freien trocknen.
  • An stürmischen Tagen, während des Laubfalls im Herbst, in stark belebten Gegenden und zur Ranzzeit ist er meist im Bau.
  • Rüde und Fähe leben einzeln und suchen sich zur Ranzzeit, dann sind sie, besonders nach Neuschnee, auch tagsüber unterwegs.
  • Zur Versorgung des Gehecks mit Fraß ist die Fähe tagsüber auf den Läufen.

Lebensweise:

  • Überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv.

Bauanlage:

  • In Waldungen mit dichtem Unterwuchs, auch in Dickungen, dichtem Stangenholz und Knicks (Hecken).
  • Bevorzugt in leicht hügeligem Gelände.
  • Bezieht mit Vorliebe verlassene Dachsbaue.
  • Oft zusammen mit Dachs, Wildkatze, Kaninchen, Brandente.
  • Wohnbau (Hauptbau): meist relativ großer Kessel zu dem mehrere Röhren führen, von denen jedoch nur wenige benutzt werden; die anderen = Fluchtröhren.
  • Wurfbau (Mutterbau / Heckbau): meist älterer, umfangreicher Bau, mit 1 oder 2 kurzen Röhren, an deren Ende ein meist kleiner Kessel.
  • Wird von der Fähe Jahr für Jahr zur Aufzucht der Jungfüchse aufgesucht; bei Störung wird ein Notbau angelegt.
  • Die Fähe zieht mit dem Geheck vom stark verschmutzten Wurfbau in den Aufzuchtbau um.
  • Notbau: meist nur kurze Röhre, an dessen Ende ein kleiner Kessel.
  • Bisweilen wird das Geheck auf mehrere Kessel verteilt.
  • Der Fuchs fährt in den Bau, fährt aus dem Bau oder steckt im Bau.

Kunstbau:

  • Anlage möglichst im Sommer.
  • Günstigere Bejagung mit dem Erdhund als im Naturbau.
  • Naturbau muss dann verstänkert werden.
  • Kessel mit Deckel.
  • Möglichst an Südhängen oder Kuppen.
  • Kessel vor Frost schützen, 70 bis 100 cm unter der Erde.
  • Anstieg der Röhre bis zum Kessel, damit Kessel trocken.
  • Kessel nie auspolstern.
  • Röhre mit Krümmung, damit Kessel zugfrei.
  • Röhre: Höhe und Breite von je 22 – 25 cm. Länge: min. 7 Meter.

Ernährung (Fraß):

  • Wenig spezialisierter Allesfresser; Hauptnahrung sind Mäuse, Insekten, Würmer, Käfer, Schnecken, Eidechsen, Maulwürfe, Jungwild, Kleinsäuger, Vögel, pflanzliche Nahrung, Obst, Beeren, Aas.
  • Bei Überfluss wird die Beute verscharrt.
  • Täglicher Nahrungsbedarf: 200 – 500 g.

Alter:

  • Füchse können 10 bis 12 Jahre alt werden. Meist sind ca. 95% einer Population nicht älter als 4 Jahre.

Zähne:

  • Welpen kommen zahnlos zur Welt.
  • Schieben in der ersten 4 Wochen das Milchgebiss (28 Zähne)
  • Schichten zwischen 4. und 5. Lebensmonat. P1 und sämtliche Molaren erscheinen nur im Dauergebiss.
  • Mit dem 5. Monat ist der Zahnwechsel zumeist abgeschlossen.
  • Dann: 3 / 1 / 4 / 2 x 2
      3 / 1 / 4 / 3  x 2        = 42 Zähne (Dauergebiss).
  • Eckzähne = Fangzähne = Fuchshaken.
  • P4 im Oberkiefer und M1 im Unterkiefer = Reißzähne.
  • Gebiss ist auf Fleisch- und Knochenverzehr spezialisiert.

Sinne:

  • Äugt, windet und vernimmt außerordentlich scharf.
  • Sehr vorsichtig und misstrauisch.
  • Kann sich lautlos vorwärtsbewegen.

Duftdrüsen:

  • Analdrüsen: beiderseits des Weidloches; mit Sekret gefüllt; dienen der Reviermarkierung und dem Sexualverhalten.
  • Viole: 1 x 3 cm große Talgdrüse auf der Oberseite (7. Luntenwirbel) der Lunte (ca. 5 cm von der Luntenwurzel entfernt). Während der Ranzzeit gibt sie den stark riechenden, typischen Fuchsgeruch (Ranzgeruch) ab.

Lautäußerungen:

  • Heiseres Bellen am häufigsten in der Ranzzeit (Kontaktaufnahme); Rüde und Fähe rufen sich zusammen.
  • Keckern in Erregung, besonders bei Kämpfen untereinander oder mit dem Hund.
  • Knurren (Murren) vor dem Angriff und beim Spiel.
  • Die Fähe warnt die Jungfüchse vor Gefahr durch kurzes Bellen und stiehlt sich dann davon.

Fortpflanzung:

  • Ranzzeit: Ende Dezember bis Februar (März) (die Fähe rennt); Höhepunkt: Mitte Januar bis Mitte Februar.
  • Ranzzeit ist Bauzeit.
  • Auslösung der Ranz durch Ranzwittrung der hitzigen Fähe.
  • Verlauf der Ranz auch von Witterungsverhältnissen abhängig.
  • Abgabe des Ranzgeruches über Analdrüsen der Fähe.
  • Begattung hauptsächlich im Freien, aber auch im Bau.
  • Rüde und Fähe hängen mindestens 15 – 25 Minuten.
  • Fähe wird häufig von mehreren Rüden gedeckt.
  • 52 – 54 Tage (meistens 52) geht die Fähe dick.
  • Fähe wölft Februar bis Anfang Mai (Hauptwurfzeit = März / April) 3 – 6 (bis 14) Welpen.
  • Welpen sind bei Geburt blind und tragen ein wolliges, graubraunes Haarkleid.
  • Nach 12 – 14 Tagen öffnen sie die Seher.
  • Welpen wiegen 80 – 160 g; mit 6 Wochen 1 kg; mit 4 Wochen 3 kg.
  • Als Nahrung in den ersten 2 – 3 Wochen nur Muttermilch.
  • Dann erbricht die Fähe halbverdauten Fraß.
  • Rüden beteiligen sich mehr oder weniger an der Aufzucht der Jungen; in den meisten Fällen helfen sie Raub herbeizutragen.
  • Ab 6. Woche können sich die Jungfüchse teilweise selbst ernähren.
  • 4 Wochen nach Wölfen zum ersten mal vor dem Bau.
  • Nach 6 – 7 Wochen zieht die Fähe aus.
  • Nach 9 – 10 Wochen verlassen Welpen den Bau endgültig und leben im Freien.
  • Nach 2 – 3 Monaten Welpen mit Fähe auf Pirsch (Schulpirsch).
  • Juli / August löst sich das Geheck auf (die Jungen werden von der Fähe abgebissen).
  • Mit ca. 10 Monaten sind Jungfüchse erwachsen (geschlechtsreif).
  • Anzahl der Rüden überwiegt etwas (1,2 bis 1,5:1).
  • Reproduktionsrate ca. 200%.
  • Füchse und Hunde lassen sich aufgrund verschiedener Chromosomenzahlen nicht kreuzen.

Losung:

  • Wurstförmig; läuft am Ende in einer gedrehten Spitze aus.
  • 8 – 10 cm lang; 2 cm dick.
  • Farbe je nach Fraß unterschiedlich.
  • Im frischen Zustand leichter Schleimüberzug.
  • Losung wird bevorzugt an erhöhter Stelle abgesetzt.
  • Harn und Losung dienen der Reviermarkierung.
  • Wo er genässt hat, „füchselt“ es.

Spur:

  • Ist leicht mit der eines kleinen Hundes zu verwechseln.
  • 5 Zehen am Vorderlauf und 4 Zehen am Hinterlauf.
  • Er nagelt.
  • Er schleicht, schnürt (trabt) und flüchtet

Krankheiten / Verluste:

Jagdarten:

Brauchtum – Jägersprache: Fuchs

Von Ernst-Otto Pieper [2]

Der Name Fuchs stammt aus urgermanischer Zeit. Das alte Wort fuhsa wurde abgeleitet vom indogermanischen Stamm puh, peuk = dicht behaart, buschig, auch buschiger Schwanz und bedeutet der „Geschwänzte“. Der indogermanische Name des Fuchses ulp und lip, der in volpes und vulpes enthalten ist, wurde in germanischer Zeit aus Tabugründen (man glaubte, bei Nennung des Namens das Tier zu reizen oder herbeizurufen) nicht genannt werden und wurde aufgegeben.

Das Endungs-s kennzeichnet, wie bei Dachs und Luchs, das männliche Tier, schließt aber dennoch beide Geschlechter ein. Zu Fuchs besteht das Femininum Fähe (auch Fähin, Fohe und Föhe), urgermanisch fuhon, spätalthochdeutsch foha und mittelhochdeutsch vohe.

Nach der Farbe unterscheidet man den Rot-, Birk- oder Goldfuchs (mit weißer Blume) vom dunkler gefärbten Brand- oder Kohlfuchs (mit schwarzer Blume). Beim seltenen Kreuzfuchs „kreuzen“ sich auf dem Rücken ein quer über die Schulter laufender dunkler Streifen mit dem Aalstrich.

Im Unterschied zum schwarzen, graublauen oder silbergrauen Fuchs anderer Länder wird der bei uns heimische Fuchs gemeinhin Rotfuchs genannt.

In der Jägersprache üblich sind die Begriffe Altfuchs und Jungfuchs sowie Sommerfuchs und Winterfuchs. Aus Tiersagen sind die Scherznamen Rotrock, roter Schelm und der Rote bekannt. Eine 1498 in Lübeck gedruckte niederdeutsche Versfassung, Reynke de vos, entwickelte sich im 16. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum zum Bestseller. Darin wird erzählt, wie sich der Übeltäter Reineke, der Fuchs, durch geniale Lügengeschichten und ausgesuchte Bosheiten aus allen prekären Lagen rettet und am Ende gegen seine Widersacher als Sieger durchsetzt.

Der älteste Ausdruck für die vom Fuchs bewohnte Erdhöhle ist Fuchsloch. Des schlechten Geruchs wegen, der besonders während der Aufzuchtzeit der Jungen vor den Röhren herrscht, wurde das altfranzösische Malpertius – so heißt Reinharts (=Reineke) Höhle im „Roman des Renart“ (im „Reineke Fuchs“ Malepartus) – mit Übelloch verdeutscht. Reineke Fuchs ist ein Epos in zwölf Gesängen von Johann Wolfgang Goethe das 1793 entstand.

Im späten Mitteldeutschen wurde Fuchsloch durch Fuchsbau verdrängt. Das Graben eines Baues nennt der Jäger bauen. Der Fuchs steckt oder sitzt im Bau, wenn er eingefahren ist (auch: zu Bau fahren), der Bau wird befahren. Später fährt der Fuchs aus dem Bau.

Es werden unterschieden: Haupt- oder Mutterbau, Nebenbau und Notbau (Fluchtbau), Wurfbau und Aufzuchtbau. Der Bau besteht aus einer oder mehreren Röhren, die mit dem Kessel oder mehreren Kesseln in Verbindung stehen. Haupt- oder Mutterbaue benutzen Fuchs, Dachs, Marderhund, Wildkaninchen und Brandgans hin und wieder gemeinsam.

Die Paarungszeit beim Fuchs wird neben Ranzzeit auch Rollzeit genannt (sie rollen, wenn sie sich begatten). In der Ranz- oder Rollzeit füchselt der Fuchs, d.h. er verbreitet eine unangenehme Wittrung. Die Fähe geht dann alsbald dick und wirft oder wölft eine Hecke oder ein Geheck, oder sie bringt Junge. Während der Ranz, aber auch in kalten Nächten im Dezember und Januar bellt der Fuchs. In der Erregung keckert der Fuchs.

Der Fuchs hat einen Fang mit Gebiss und Fängen, er hat Seher oder Lichter, Gehöre, Läufe mit Pranten oder Branten, eine Lunte oder Standarte, auf deren Oberseite die Viole oder Nelke sitzt. Die Spitze der Lunter heißt Blume. Der Fuchs hat einen Balg, der abgebalgt oder gestreift wird, der Balg ist innen weiß, wenn er vollwertig ist, sonst grün. Der Rüde hat eine Rute oder ein Feuchtglied, die Fähe eine Schnalle.

Den ständig benutzten Weg des Fuchses vom und zum Tagesaufenthalt nennt der Jäger Fuchspass (der Fuchs hält seinen Pass). Fängt der Fuchs Mäuse, so maust er. Ahmt der Jäger das Pfeifen der Maus nach, mäuselt er den Fuchs oder er wird herangemäuselt. Mit der Hasenquäke wird der Fuchs gereizt. Daraufhin läuft der Fuchs an, läuft aufs Reizen, kommt aufs Reizen oder steht aufs Reizen zu.

Weitere Informationen


Literatur

Einzelnachweise