Europäischer Iltis

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Europäischer Iltis
Iltis.jpg
Bild: E.-O. Pieper
Alternative Namen Stänker, Stinkmarder, Stänkerratz, Teufelskind, Waldiltis
Systematik
Ordnung Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie Hundeartige (Canoidea)
Familie Marder (Mustelidae)
Unterfamilie Mustelinae
Gattung Mustela
Untergattung Iltisse
Art Europäischer Iltis
Wissenschaftlicher Name
Mustela putorius
Paarungszeit Ranzzeit (März/Mai)
Tragzeit (42 Tage)
Anzahl des Jungwildes Jungmarder (4 - 7)
Zahnformel
Zahnformel
          I C P M
          3 1 3 1
          3 1 3 2

Der Europäische Iltis, Waldiltis (Mustela putorius), auch bekannt als Gemeiner Iltis, Schwarzer Iltis oder Waldiltis, Europäisches Frettchen, oder Wildes Frettchen, auch Ratz oder Stänker sowie Fiss genannt, ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder (Mustelidae).



Von Ernst-Otto Pieper [1]

Kennzeichen:

  • Verkehrtfärbung.
  • Iltis-Maske.
  • Gelegentlich Unterwolle extrem gelb: Goldiltis oder Honigiltis.
  • Rute deutlich kürzer als bei Stein- und Baummarder.
  • Ist kleiner und plumper als Stein- und Baummarder.
  • Iltisschädel hat erhöhte Stirnnaht.
  • Oft durchlöcherte Schädel (Nasensaugwurm Troglotrema acutum)

Balg:

  • Bis zu 9000 Haare pro qcm.
  • Haarwechsel im Frühjahr und Herbst.
  • Mit dem 60. Tag sind die Welpen wie die Eltern gefärbt.

Größe / Gewicht:

  • Rüden: 650 bis 2050 g Kopf-Rumpflänge: 34 bis 48 cm; Rutenlänge: 10 – 20 cm.
  • Fähen: 426 bis 1000 g Kopf-Rumpflänge: 33 bis 41 cm; Rutenlänge: 12 – 16 cm.

Vorkommen:

  • Mitteleuropa (im Norden: Südschweden; Süden: ganz Italien, fehlt auf Mittelmeerinseln Elba, Korsika, Sizilien; Westen: England und Schottland).

Lebensraum:

  • Wald- und Gewässerränder und die Nähe menschlicher Siedlungen.
  • Benötigt deckungsreiche Kleinlebensräume wie Feldgehölze, bewachsene Bach- und Flussufer, verlandete Rohrgürtel, grabenreiche Wiesenlandschaften, Tümpel und vernetzte Heckensysteme.
  • Schätzt besonders die Nähe von Wasser.

Lebensweise:

  • Im allgemeinen Einzelgänger.
  • Sie ziehen in ihrem Lebensraum wie „Nomaden“ umher.
  • Tagsüber in Reisighaufen, Steinhaufen, Kaninchenbauen, Baumstümpfen, im Winter auch in alten Gemäuern, Stallungen, Scheunen oder auf Dachböden.
  • Erst nach Einbruch der Dämmerung zieht er auf Raub aus. Führende Fähen und bis zu 6 Monate alte Jungtiere sind häufiger am Tage zu sehen.
  • Bei Temperaturen unter -25° fallen sie in eine Schlafstarre.
  • Hält stets seinen Pass ein.
  • Jagt mit Vorliebe entlang von Teichen, Bächen oder Flussläufen.
  • Da er sich überwiegend von Mäusen und Ratten ernährt, lebt er wie diese: im Sommer in Wald und Feld, im Winter in Gebäuden und Scheunen.
  • Zur Zeit der Welpenaufzucht ist die Fähe zu großen Anteilen tagaktiv.
  • Er klettert mäßig, schwimmt und taucht gut.
  • Tragschlaffe (Tiere dann mehr oder weniger bewegungslos).
  • Bevorzugen enge Schlafplätze.
  • Pfahlbildung
  • Kann klettern und schwimmen.

Revier:

  • Sein Jagdrevier ist nicht so groß wie das eines Steinmarders, er bejagt es aber gründlicher
  • Stöbernde Jagdart
  • Legt pro Nacht 8 bis 10 km Strecke zurück.

Nahrung:

  • Amphibien (v.a. Grasfrösche und Erdkröten) und Kleinsäuger (v.a. Mäuse, Ratten und Bisame bis 70 %)
  • Bodenbrüter, Eier, Wildkaninchen, Junghasen, Fische, Regenwürmer, Schnecken, Insekten.
  • Auch Aas (besonders im Winter).
  • In kaninchenreichen Revieren spezialisiert er sich mitunter auf diese.
  • In Hühnerställen richtet er große Schäden durch Beutefang-Auslöser an, raubt aber nur ein Stück.
  • Legt, wie alle Marder, besonders im Herbst und Winter Vorratskammern (Nahrungsdepots) mit Fröschen und Erdkröten an, selten mit Kleinsäugern.
  • In Eier beißt er der Breite nach längliche, fast rechteckige Löcher.
  • Gallertartiger Schleim, sogn. Sternschnuppen, wird dem Iltis zugesprochen; hierbei handelt es sich aber um eine Algenart.
  • Der Geruch, die Lautäußerungen und die Bewegungen der Beutetiere lösen eine instinktive Beutefanghandlung aus.
  • Kleine Säugetiere werden durch Nackenbiss getötet, den größeren zerbeißt er Kehle oder Schädelbasis.
  • Bei Säugern verzehrt er als erstes das Gehirn.

Alter:

  • Höchstalter bis 13 (15) Jahre.
  • In freier Wildbahn meist 7 Jahre.
  • Nur 10 % bis 30 % überleben das erste Lebensjahr.

Zähne:

  • Bis zum 43. Tag alle Milchzähne durchgebrochen; Zahnwechselabschluss mit dem 70. Tag.
  • Zahnformel: Oberkiefer 3 / 1 / 3 / 1 x 2
                Unterkiefer 3 / 1 / 3 / 2  x 2 = 34 Zähne im Dauergebiss.

Sinne:

  • Von seinen Sinnen ist das Vernehmen am besten ausgebildet.
  • Er windet gut, hat ein gutes nächtliches Sehvermögen und kann sehr gut sich bewegende Objekte ausmachen; kann rot, blau und grün unterscheiden.
   Gutes Gedächtnis.
  • Hat, in Anpassung an seine nächtliche Lebensweise, Tasthaare (Vibrissen) am Kopf. Können damit Durchgängigkeit von Spalten und Erdlöchern sehr gut abschätzen.
  • Reagieren erregt auf leises Kratzen, Rascheln und Quieken von Mäusen und Ratten.
  • Schlafen sie, so lassen sie sich auch durch laute Geräusche, die ihnen bekannt sind nicht stören (schlafen wie ein Ratz).

Duftdrüsen:

  • Paarige Analdrüsen (oder Stinkdrüsen) als Anhangdrüsen des Enddarmes. Diese Aussackungen sind mit Wanddrüsen ausgekleidet, die ein übel riechendes Sekret absondern. Bei Gefahr kann dieses durch Muskeldruck ausgespritzt werden, wodurch die Umgebung für lange Zeit verstänkert wird.
  • Sekret ist gelb.
  • Für den Hund ist der Geruch so unangenehm, dass sich viele weigern, den Iltis zu apportieren.
  • In der Umgebung des Baues werden bis zu einer Entfernung von 25 m alle Gegenstände mit der Analdrüse markiert, bis zu 40 m rund um den Bau etwa nur die Hälfte derselben.

Lautäußerungen:

  • Nestgezwitscher der Welpen (mit zunehmendem Alter wird es lauter und mehr modifiziert.
  • Keckern beim Spielen der Welpen.
  • Keckern der Alten als Zeichen der Unlust oder Schmerz.
  • Muckern bei freudiger Erregung.
  • Keckern, Zischen (Fauchen) und Kläffen (lautes Schreien) beim Drohen.
  • Die Fähe kreischt, wenn sie in der Ranzzeit vom Rüden gejagt wird; der Rüde hingegen gibt ein gackerndes Geräusch von sich.

Fortpflanzung:

  • Ranzzeit Februar bis August.
  • Bei der Begattung verbeißt sich der Rüde fest im Nacken der Fähe (Nackenbiss).
  • Kopulation zum Teil über 60 Minuten.
  • Keine Eiruhe.
  • Tragzeit 40 – 42 Tage (6 Wochen).
  • Mit Dürrgras ausgepolstertes Nest in Reisighaufen, Kaninchenbauen usw.
  • 2 bis 11 (max. 12) Welpen (Geschlechterverhältnis 2 : 1 (Rüden : Fähen)).
  • Bei Verlust der Neugeborenen kann die Fähe im selben Jahr ein zweites Mal inne haben.
  • Bis zu 5 Paar bauchständige Zitzen bei der Fähe.
  • Geburtsgewicht: 7 bis 12 g; Länge: 6 – 7 cm.
  • Welpen sind dünnbehaart und weißbehaart. Mit dem 25. Tag öffnet sich der Gehörgang. Mit dem 37. Tag öffnen sich die Seher. Werden ca. 5 – 6 Wochen gesäugt.
  • Nehmen schon nach 4. Woche festen Fraß an.
  • Sind mit ca. 12 Wochen (3 Monate) selbständig. Sind mit 5 Monaten ausgewachsen.
  • Sind mit rund 10 Monaten geschlechtsreif.
  • Das Geheck bleibt bis Spätherbst zusammen, dann löst sich der Familienverband langsam auf.
  • Der Rüde beteiligt sich nicht an der Aufzucht.
  • Mit dem Ende des ersten Lebensjahres werden sie geschlechtsreif.

Losung:

  • 8 – 10 mm dickes, gedrehtes Röllchen von 6 – 8 cm Länge.
  • Braun bis fast schwarz.
  • Mit Haaren, Federn, Knochen- und Beerenresten.
  • Strömt eine scharfe, unangenehme Wittrung aus.
  • Losung wird bevorzugt an erhöhter Stelle abgesetzt.

Spur:

  • Sprünge sind weniger weit als beim Baum- oder Steinmarder.
  • Tritte sind kleiner als beim Baum- oder Steinmarder.
  • Einzelne Klauen zeichnen sich schärfer ab als beim Steinmarder.
  • Dreitritt häufiger als beim Steinmarder.
  • Er nagelt.

Krankheiten:

  • Parasiten: Zecken, Kokzidien der Gattung Eimeria, Saugwurm Troglotrema acutum; Fadenwurm in Nasenregion (Zwischenwirt: Wasserschnecke und Frosch). Etwa 10 % aller Iltisse haben den Marderbandwurm, Taenia mustelae(hat Nagetiere als Zwischenwirt). Jeder fünfte Iltis hat den Darmegel Isthmiophora melis (hat im Wasser lebende Schnecken sowie Amphien als Zwischenwirt). Jeder zweite Iltis ist vom Hakenwurm Uncinaria criniformis befallen (ohne Zwischenwirt). 80% aller Iltisse haben den im Darm schmarotzenden Iltis-Haarwurm Capillaria putorius (kein Zwischenwirt aber Regenwurm als „Stapelwirt“.
  • Krankheiten: Staupe, Pneumonie (Lungenentzündung), selten Tollwut.

Jagdarten:

  • Es sollte beachtet werden, dass der Iltis Wanderratte und Bisam erbeutet und dadurch im Revier eher nützlich als schädlich ist.
  • Fangjagd (meist nur auf Zwangswechsel).
  • Lockjagd (steht auf Kaninchen- und Hasenklage, Mäuseln und Vogelangstgeschrei).
  • Gelegentlich Ansitz am Luderplatz (Luderschacht).

Weitere Informationen

Literatur

Einzelnachweise