Bärenthoren
Bärenthoren ist ein Ortsteil der Ortschaft Polenzko der Stadt Zerbst/Anhalt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt, (Deutschland).
Bärenthoren liegt im Naturpark Fläming am Südrand des Hohen Flämings, südlich des Quellgebietes der (mittleren) Nuthe.
Bärenthorener Kiefernwirtschaft
Friedrich von Kalitsch und der Dauerwald
Friedrich von Kalitsch ging als einer der Begründer des Dauerwaldes in die Forstwissenschaft ein. Noch im Jahr seiner Erbschaft 1884 begründete er die Bärenthorener Kiefernwirtschaft, die die bisherige Kahlschlagwirtschaft ablöste und als Ursprung der Kiefern-Dauerwaldwirtschaft gilt. Mit der neuen Flächenbewirtschaftung der Bärenthorener Wälder blieb der Waldcharakter als „umlaufendes, stetiges System“ erhalten. Forstwissenschaftlich berühmt wurde der Bärenthorener Wald durch Professor Alfred Möller, Direktor der preußischen Forstakademie Eberswalde. Möller erkannte im Bärenthorener Wald das praktische Anwendungsbeispiel seiner Dauerwaldidee, die er auf Grundlage seiner Forschungsreisen in den Amazonasurwald im Auftrag des Kaisers (in den 1890er Jahren) als Akademiedirektor entwickelt hatte. Er sah 1911 die Chance, im Bärenthorener Wald durch intensive ertragskundliche Aufnahmen im Vergleich zur Ausgangssituation 1884 die ökonomische Überlegenheit seiner Dauerwaldidee belegen zu können. Seine über diese forststatistischen und ertragskundlichen Forschungen berichtende Schrift Der Dauerwaldgedanke – Sein Sinn und seine Bedeutung (1922) machte schlagartig den bis dahin unbekannten Waldort Bärenthoren zum forstlichen Mekka der Zeit und damit forsthistorisch unsterblich. Noch im Jahr der Erstveröffentlichung besuchten trotz der damals aufwändigen Anreise mehr als 1000 europäische Forstakademiker den bis dato unbekannten Ort Bärenthoren. Die von Möller daran sich festmachende Dauerwaldidee führte zum bis in die jüngste Zeit anhaltenden Dauerwaldstreit, der erst in den letzten 15 Jahren durch das mehrheitliche Bekenntnis der deutschen Forstverwaltungen zum Dauerwald als die umfassend nachhaltige Waldbetriebsform seinen Sieg davontrug.
Die Forstliche Hochschule Eberswalde, aus der die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde hervorging, verlieh Kalitsch 1923 die Ehrendoktorwürde. Der große Einfluss, den Kalitsch und seine Forstwirtschaft insbesondere in den 1920er und 1930er Jahren auf die Forstwissenschaft gewonnen hatte, spiegelt sich noch heute in fachwissenschaftlichen Publikationen wider. So diskutierte O. Greger 2004 in der Zeitschrift AFZ-DerWald, inwieweit Bärenthoren angesichts der ökologischen Kenntnisfortschritte noch heute als Prototyp einer kahlschlaglosen Dauerwirtschaft gelten kann.
Der Brandenburger Umweltminister Dietmar Woidke führte in einer Festvorlesung zum 175-jährigen Jubiläum von forstlicher Lehre und Forschung in Eberswalde am 15. Juni 2005 aus: Man kann Waldbau mit drei „G“ betreiben. Erstens mit „Geduld“ wie der Kammerherr Kalitsch in Bärenthoren. Zweitens mit „Geld“ wie der Geheimrat August Bier in Sauen. Oder mit „Geist“ wie wir in Eberswalde.
Lehrpfad durch das historische Dauerwaldrevier
Die Forstbehörde hat die historische Waldbewirtschaftungsform von Friedrich von Kalitsch heute auf einer Fläche von insgesamt rund 733 Hektar ausgewiesen. Davon sind wiederum im Nordostteil des Dauerwaldreviers 193 Hektar als Waldkulturdenkmal deklariert. In diesem Teil ist ein Forstlehrpfad angelegt, der mit Schautafeln und Karten die Besonderheiten der Bärenthorener Kiefernwirtschaft erläutert. Wegweiser erlauben die Nutzung auch ohne Führung.
Während dieser Lehrpfad mit Themen zum Waldbau insbesondere Forstleute und Waldbesitzer anspricht, befindet sich in fast unmittelbarer östlicher Nachbarschaft mit dem Naturlehrpfad Flämingwald eine Einrichtung, die ein breiteres Themenspektrum zur Flämingflora und -fauna darstellt. Gleichfalls benachbart liegt nordöstlich der Märchenwald Golmenglin.