Dauerwald

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Der Dauerwald ist das Resultat aus der Anwendung des Plenterprinzips. Im Dauerwald bleibt der Waldboden dauernd bestockt (Namengebung!). Es werden keine flächigen Hiebe durchgeführt, sondern die Nutzung der hiebsreifen Bäume erfolgt einzelstammweise. Dies führt zu einer ungleichförmigen Struktur.

Als die ersten Verfechter für die Dauerwaldidee sind Ende des 19. Jahrhunderts Karl Gayer und Anfang des 20. Jahrhunderts Alfred Möller anzusehen.

Als Wiege der Dauerwaldidee Möllers gilt die sog. Bärenthorener Kiefernwirtschaft, die der Freiherr Friedrich von Kalitsch 1884 in Bärenthoren im Fläming als forstlich nicht ausgebildeter Autodidakt und Privatwaldeigentümer in seinem Wald begründet hat. Möller hat diesen Wald nach 1910 (also nach ca. 25-jähriger waldbaulicher Bearbeitung) intensiv wissenschaftlich untersuchen lassen und kam zu dem Ergebnis, dass bei konsequentem Schutz und gezielter Pflege der waldkybernetischen Selbstoptimierungsprozesse des Waldökosystems (d. h. Stetigkeit des „Waldorganismus“) der Nutzwald höhere Leistungen zu erbringen im Stande ist als vergleichbare Wälder auf ähnlichen Standorten in konventioneller Wirtschaftsweise des sog. Altersklassenwaldes mit schlagweiser Bearbeitung.

Nach Möller ist Ziel des Waldbaus, den Wald „dauerhaft“ als Produktionssystem zu erhalten, also das Schlagholz selbst nur als "Frucht" des Waldes anzusehen und zu ernten, ohne dessen biologisches Produktionssystem zu unterbrechen. Entsprechend definierte Möller fünf technische Teilziele, die bei der Bewirtschaftung streng zu beachten seien:

1. Gleichgewichtszustand aller dem Wald eigentümlichen Glieder, d. h. konsequent kahlschlagsfreie Bewirtschaftung durch Einzelbaumnutzung und weitgehender Verzicht auf biologisch/ökologische Schädigungen des Systems.
2. Gesundheit und Tätigkeit des Bodens, d. h. Schutz und Pflege der Bodenlebewelt.
3. Mischbestockung.
4. Ungleichaltrigkeit und
5. einen überall zur Holzwerterzeugung genügenden lebenden Holzvorrat.

2011 gründete der Waldbesitzer und NABU-Waldsprecher Eckhardt Wenzlaff in Mecklenburg-Vorpommern die erste deutsche Dauerwaldstiftung, die sich das Ziel gesetzt hat, den Dauerwaldgedanken in Ausbildung und Praxis der öffentlichen Forstbetriebe zu fördern.

siehe auch: Altersklassenwald
siehe auch: Dauerwaldstiftung in Pommern
siehe auch: Durchforstung
siehe auch: Femelhieb
siehe auch: Kahlschlag
siehe auch: Mittelwald
siehe auch: Plenterwald
siehe auch: Schirmschlag
siehe auch: Saumschlag
siehe auch: Waldbetriebsarten



Weitere Informationen

Literatur

  • Burger, Thomas: Wildfreundliche Dauerwälder. Praktisches zum wildtierfreundlichen Wald. In: Wald und Holz, 11/2008, S. 37-38 (Artikel zum download)
  • Burger, Thomas: Wildfreundlicher Dauerwald. Online-Beitrag auf waldwissen.net vom 10.08.2005 Online
  • Engel, Jan: Zum 150. Geburtstag von Alfred Möller: Gemeinsame Erinnerung in der Lehroberförsterei Eberswalde. In: Naturnahe Waldwirtschaft – Dauerwald heute? (= Eberswalder forstliche Schriftenreihe, Band 46). Eberswalde, 2010, S. 58-63
  • Gaffron, Hans Joachim / Guericke, Martin: Entwicklung strukturreicher Mischwälder am Beispiel der Lehroberförsterei Chorin, u. a. des Dauerwaldblockes Groß Ziethen. In: Naturnahe Waldwirtschaft – Dauerwald heute?(= Eberswalder forstliche Schriftenreihe, Band 46). Eberswalde, 2010, S. 48-54
  • Greger, Ottomar: Gedanken zur Entwicklung der Waldökologie auf der Basis des Dauerwaldgedankens. In: Archiv f. Forstwesen u. Landsch.ökol. 45 (2011) 4, S. 160–173
  • Hofmann, Gerhard: Alfred Möller – Wegweiser in die Waldzukunft. In: Naturnahe Waldwirtschaft – Dauerwald heute? (= Eberswalder forstliche Schriftenreihe, Band 46). Eberswalde, 2010, S. 58-63
  • Kraut, Hubertus: Naturnahe Waldbewirtschaftung – tragfähiges Konzept eines effektiv arbeitenden Landesforstbetriebes? In: Naturnahe Waldwirtschaft – Dauerwald heute?(= Eberswalder forstliche Schriftenreihe, Band 46). Eberswalde, 2010, S. 48-54
  • Liechti, Tobias / Stocker, Richard: Das Plenterprinzip am Steilhang. Ein Beispiel aus der Praxis. In: Wald und Holz, 2/2005, S. 40-42 (Artikel zum download)
  • Meile, Peter: Verbesserung der Wildlebensräume einbeziehen.In: Wald und Holz 89 2/2008, S. 37-39
  • Meile, Peter: Jagdplanung im Dauerwald: Sozialstruktur und Lebensräume des Wildes berücksichtigen. Online-Beitrag auf waldwissen.net vom 17.11.2011 Online
  • Müller, Michael / Stähr, Falk: Der Dauerwaldgedanke – seine waldwirtschaftlichen Hintergründe und Visionen. In: Naturnahe Waldwirtschaft – Dauerwald heute?(= Eberswalder forstliche Schriftenreihe, Band 46). Eberswalde, 2010, S. 7-12
  • Pommer, Ulf / Rüffer, Olaf: Veränderungen von Vegetation und Standort traditioneller Dauerwaldreviere im Verlaufe von eineinhalb Jahrhunderten. In: Naturnahe Waldwirtschaft – Dauerwald heute?(= Eberswalder forstliche Schriftenreihe, Band 46). Eberswalde, 2010, S. 29-47
  • Stocker, Richard: Aktive Jagd ist Voraussetzung. Strukturreiche Wälder. In: Wald und Holz, 2/2007, S. 36-38 (Artikel zum download)
  • Stocker, Richard: Aktive Jagd ist Voraussetzung für strukturreiche Wälder. Online Beitrag aus Waldwissen.net vom 09.11.2009. Online
  • Wagner, Sven / Huth, Franka: Dauerwald heute – was geht, vor allem mit Blick auf die Lichtbaumarten? In: Naturnahe Waldwirtschaft – Dauerwald heute?(= Eberswalder forstliche Schriftenreihe, Band 46). Eberswalde, 2010, S. 13-28
  • Zingg, Andreas: Dauerwald - ein neues altes Thema der Waldwachstumsforschung. In: Informationsblatt Forschungsbreich Wald, 15/2003, S. 1-3 (Artikel zum download)
  • Zingg, Andreas: Dauerwald – ein neues altes Thema der Waldwachstumsforschung. Online Beitrag aus Waldwissen.net vom 06.10.2004. Online