Habicht

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Habicht
Alternative Bezeichnungen Cuisinier, Doppelsperber, Eichvogel, Großer Stößer, Habichtgeier, Hühnerhabicht, Küchenmeister, Sperberfalke, Stockfalke, Taubenhabicht
Laut.jpg
Lautäußerung Habicht
Systematik
Klasse Vögel (Aves)
Ordnung Greifvögel (Falconiformes)
Familie Habichtartige (Accipitridae)
Gattung Habichte und Sperber (Accipiter)
Art Habicht
Wissenschaftlicher Name
Accipiter gentilis
(Linnaeus, 1758)
Paarungszeit
Brutzeit
Gelegegröße

Der Habicht (Accipiter gentilis) ist eine Greifvogelart, die zur Familie der Habichtartigen (Accipitridae) gehört.



Von Ernst-Otto Pieper [1]

Kennzeichen:

  • Oberseite dunkel aschgraubraun; Unterseite auf weißlichem Grund dunkelbraune Querbänderung.
  • Jungvögel bis zur ersten Mauser (Rothabicht) Oberseite bräunlich; Unterseite auf warm ockergelblichem bis lachsfarbenem Grund dunkelbraun, tropfen- oder strichartig längs gefleckt.
  • Ständer und Wachshaut sind gelb.
  • Die Iris der Augen ist bei Jungvögeln hellgelb; sie wird mit zunehmendem Alter immer stärker rötlich und ist bei alten Vögeln orange bis kirschrot.
  • Die Gefiederzeichnung ist bei beiden Geschlechtern sehr ähnlich; der adulte Terzel ist auf der Oberseite etwas dunkler blaugrau und zeigt eine etwas kontrastreichere Kopfzeichnung als das adulte Weib.
  • Die Schwingen sind relativ kurz, breit und an den Spitzen gerundet, der Stoß ist relativ lang und hat 4 Querbinden. Diese Merkmale ermöglichen keine extremen Fluggeschwindigkeiten, jedoch eine hohe Wendigkeit auf engem Raum.

Größe / Gewicht:

  • Weib etwa so groß wie ein Mäusebussard und deutlich größer als Terzel.
  • Körperlänge: 46 – 63 cm; Spannweite: 89 – 122 cm.
  • Gewicht: kleinster Terzel 0,52 kg; größtes Weib 2,2 kg.
  • In Europa deutliche Größen- und Gewichtszunahme von Südwesten nach Nordosten (Bergmannsche Regel).

Vorkommen:

  • In mehreren Unterarten außer in Europa fast im gesamten paläarktischen Asien sowie in Nordamerika
  • In Großbritannien ausgerottet (letzte Bruten1893 und 1938 – 1951); Wiederbesiedlung ab 1965 (1991 230 Brutpaare)

Biotop:

  • Abwechslungsreiches Gelände; von Feldern und Wiesen unterbrochene Waldungen von der Ebene bis ins Gebirge.
  • Zwingend erforderlich sind für die Horstanlage geeignete Bäume (über ca. 60 Jahre) und ein ausreichendes Angebot mittelgroßer Vögel und Säugetiere.
  • Die Besiedlung städtische Habitate (Berlin, Köln, Saarbrücken, Hamburg, Moskau, Kiew) durch Habichte ist ein relativ neues Phänomen.
  • Jagt auch in der Marsch entlang der zahlreichen Gräben und Fleete.

Wanderungen:

  • Standvogel in Mitteleuropa.
  • In Mitteleuropa im Winter Zuzug aus Nord-, Nordost- und Osteuropa.
  • Jungvögel zeigen eine ungerichtete Dispersion

Alter:

  • In freier Wildbahn bis 19 Jahre; in Gefangenschaft auch über 20 Jahre möglich.

Stimme:

  • Außer am Horst wenig ruffreudig; wird er hier gestört, so lässt er aufgeregte lange „gigigig…“-Reihen hören; häufig auch während der Balz zu hören. Die Rufe sind bei ruhigem Wetter mehrere hundert Meter weit hörbar.
  • „gjak“ als Kontaktlaut, der zum Beispiel einer Beuteübergabe oder der Ablösung bei der Brut vorausgeht.
  • Bei der Kopulation rufen beide Partner ein relativ hohes, gereihtes „wirr, wirr, wirr“.
  • Junge rufen durchdringend „jie….“ („lahnen“).
  • Unbeobachtet lassen sie ein bussardähnliches „hi-ä, hi-ä“ hören.

Fortpflanzung:

  • Wird gewöhnlich im 1. Lebensjahr geschlechtsreif, kann aber schon vor Ablauf des Jahres brüten.
  • Etwa 22 % brüten im 1., 27 % im 2. und 51 % brüten erstmals im 3. Lebensjahr.

Revier

  • Streng territorial.
  • Das Revier wird durch häufiges „gickern“ und durch Schauflüge markiert.
  • Dringen fremde Artgenossen in das Revier ein, wird versucht, den Eindringling durch Rufe zu vertreiben. Im Gegensatz zu andren Greifvögeln erfolgt der direkte Angriff mit Körperkontakt nur in Ausnahmefällen.
  • Die Reviergröße ist unter anderem abhängig vom Geschlecht, Alter, Status (verpaart, unverpaart) abhängig; auch die Jahreszeit und das Nahrungsangebot haben Einfluss auf die Größe.

Balz

  • Beginnt Januar / Februar und erreicht im März ihren Höhepunkt.

Art der Ehe

  • Monogame, lebenslange Ehe.

Nest

  • Horstet ausschließlich auf mindestens 60 Jahre alten Bäumen; Altholzbestände mit Kronenschluss werden bevorzugt; gerne an einer kleinen Schneise oder an einem Weg.
  • Die Horste sind relativ groß und werden von Terzel und Weib gemeinsam gebaut. Meist gut gedeckt in Stammnähe.
  • Horste werden, meist im Wechsel mit weiteren Horsten (es wurden schon bis 8 Horste in einem Revier gezählt) innerhalb des Brutreviers, oft über Jahre benutzt.
  • Mit Beginn der Balz wird der zur Brut gewählte Horst mit grünen Zweigen aufgebaut; diese Begrünung wird bis ins späte Nestlingsalter fortgesetzt.

Brut

  • 1 – 5 (meist 2 – 4) ungezeichnete bläulichweiße Eier (56,6 x 42,7 mm)
  • Eiablage: in Mitteleuropa meist Mitte März bis Mitte April; in Nordeuropa Mai / Juni im Abstand von 2 bis 3 Tagen.
  • Vom 2. Ei an wird vom Weib alleine gebrütet.
  • Während der Brut mausert das Weib und wird vom Terzel mit Atzung versorgt.
  • Ausfallen nach 35 bis 41 Tagen Brutzeit. Die Jungvögel fallen nicht gleichzeitig aus.
  • Wenn die 36 bis 38 g schweren Küken ausfallen, können sie bereits sehen.
  • Im Gegensatz zu anderen Greifvogelarten sind nestjunge Habichte untereinander sehr friedlich, Geschwistertötungen (Kainismus) kommen deshalb sehr selten vor.
  • In den ersten 8 – 10 Tagen hudert und füttert das Weib. Mit zunehmenden Alter der Jungen und deren steigenden Nahrungsbedarf, geht das Weib mehr und mehr mit zur Jagd.
  • Jungvögel können erst ab 10. Tag kröpfen.
  • Jungvögel sind nach 40 – 45 Tagen flügge.
  • 3 bis 6 Wochen nach dem Ausfliegen verlassen sie das elterliche Revier.
  • Eine Jahresbrut

Nahrung:

  • Ihre Beute erjagen sie überwiegend aus dem bodennahen Flug oder vom Ansitz aus in einem kurzen, schnellen und sehr wendigen Verfolgungsflug direkt auf dem Boden oder im bodennahen Luftraum; dabei werden natürliche und künstliche Bodenbedeckungen geschickt für einen gedeckten Anflug genutzt.
  • Im Frühjahr und Sommer suchen Habichte systematisch in höherer Vegetation und auf Bäumen nach Nestern und erbeuten so zahlreiche nestjunge Vögel. Bei kleineren Vogelarten wird dabei häufig das ganze Nest mit Inhalt gegriffen, die leeren Nester sind dann häufig an den Rupfplätzen zu finden.
  • Die Beute wird mit den Fängen gegriffen und getötet, indem die Waffen der sehr kräftigen ersten und zweiten Zehe so lange in die Beute gebohrt werden, bis diese aufhört, sich zu bewegen.
  • Beute: kleine und mittelgroße Vögel (Goldhähnchen bis Gans) und kleine bis mittelgroße Säuger (Mäuse bis halbwüchsige Hasen). Kleine bis mittelgroße Greifvögel und Eulen werden regelmäßig erbeutet.
  • Der Beutebedarf einer mittelgroßen Habichtsfamilie während der Nestlingszeit liegt bei 50 bis 60 kg und bis zum Selbständigwerden der Jungen bei etwa 70 kg.

Weitere Informationen

Literatur

Einzelnachweise