Schwarzwild
Schwarzwild, waidmännischer Ausdruck für Wildschweine (Sus scrofa).
In der Spätantike und dem frühen Mittelalter Sammelbezeichnung für Ur, Wisent, Wildschwein und Bär.
Brauchtum – Jägersprache: Schwarzwild 1
Von Ernst-Otto Pieper [1]
Für die Schwarzkittel sind in der Jägersprache zwei Begriffe üblich: Schwarzwild und Sauen. Von beiden Begriffen ist Sau die ältere Bezeichnung.
Der Jäger spricht von groben Sauen, wenn eine Rotte nur aus Keilern und Bachen besteht.
Der Ausdruck Schwarzwild ist seit etwa 800 üblich und bezeichnet das Wild nach seiner Farbe.
Bacher (männliche Form zu Bache) war in den oberdeutschen Mundarten die gängige Bezeichnung für den Keiler. Diese wird in einigen deutschsprachigen Gegenden noch heute für die männliche Sau nach dem Überläuferalter bis zum vierten Lebensjahr gebraucht.
Keiler ist erst seit dem 17. Jahrhundert belegt.
Der Ausdruck Bache ist frühneuhochdeutscher Prägung, entstand also vor Keiler, und ist ausschließlich Jägerwort geblieben.
Für die männliche Sau sind heute folgende Bezeichnungen üblich:
- Nach vollendetem zweiten bzw. dritten Lebensjahr = zweijähriger bzw. dreijähriger Keiler oder geringer Keiler (scherzhaft Hosenflicker).
- Mit vier Jahren = angehendes Schwein.
- Mit fünf bis sechs Jahren = hauendes oder gutes Schwein.
- Vom siebenten Jahr an = grobes Schwein oder Hauptschwein.
- Ein starker Keiler wird Basse oder Eingänger genannt.
Für die weibliche Sau sind heute folgende Bezeichnungen üblich:
- Zwei- und dreijährige Bache = junge Bache.
- Vier Jahre und älter = starke, gute, alte oder grobe Bache.
Erst seit dem 15. Jahrhundert wird die Bezeichnung Überläufer gebraucht für ein Stück Schwarzwild, welches das erste Jahr überlebte. Man spricht auch von übergangenen, überlaufenen oder überlaufenden Sauen und sagt Überläuferkeiler, Überläuferbache, überlaufender Keiler und überlaufende Bache (ins Keiler- oder Bachenalter hinüberlaufend).
In Frischling lebt der eigentliche Sinn von frisch (eben Entstandenes) weiter. Erst im mittelhochdeutschen wurde Frischling auf „Wildschweinjunges“ eingeengt und damit zum ausschließlichen Jägerwort.
Zum Frischen sucht die Bache einen Frischplatz auf und richtet dort den Frischkessel her.
Bis vier Wochen alte Frischlinge nennt der Jäger auch Frösche.
Literatur
- Hartig, Georg Ludwig: Anleitung zur Forst- und Weidmanns-Sprache oder Erklärung der älteren und neueren Kunstwörter beim Forst- und Jagdwesen. Tübingen: Cotta'schen Buchhandlung, 1809
- Röhrig, Fritz / Hilf, Richard: Das Weidwerk in Geschichte und Gegenwart. Potsdam: Akademische Verlagsges. Athenaion, 1933
Einzelnachweise
- ↑ Brauchtum – Jägersprache: Schwarzwild 1. aus: Wildhüter St. Hubertus, (abgerufen am 06.08.2023)