Lappen

Aus Jagdfibel
(Weitergeleitet von Federlappen)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Lappen, kleine Tücher (Tuchlappen) oder Federbüschel (Federlappen), die als Ersatz für Tücher bei eingestellten Jagen verwendet wurden.
Lappen und Netze bezeichnete man auch als leichtes Zeug im Gegensatz zu dem dunklen Zeug den Tüchern.
Die Lappen wurde an den Archen befestigt.

Da Krünitz die Verwendung der Federlappen eingehend beschreibt und die Tuchlappen nur als Ersatz für fehlende Tücher anführt, scheint die Lappjagd i.d.R mit Federlappen durchgeführt gewesen sein:

"Feder=Lappen, oder Federspiel, nennen die Jäger zusammen geknüpfte Büschel Federn, welche an Leinen gebunden, und des Nachts, gegen den Tag hin, vor das Holz gezogen werden, das Wild bey einer Jagd damit zu schrecken und zurück zu halten, damit z. E. die Hasen und Füchse, welche sich des Nachts aus dem Holze heraus, und zu Felde begeben, bey anbrechendem Tage nicht wieder zu Holze gehen, sondern man den folgenden Morgen darauf etwas auf dem Felde zu hetzen finde. Man pflegt auch großes Wild, als: Wölfe, Sauen und Hirsche, damit einzustellen und zu verlappen, daß sie in der Stille, und ohne von den Leuten oder Hunden verstöret zu werden, in ihren Behältnissen so lange warten müssen, bis man den Zeug an Tüchern oder Netzen herbey bringen und stellen könne.

Zu diesen Federlappen braucht man die Federn von allerhand zahmen und wilden Geflügel, als: Schwanen, Trappen, Auerhähnen, Truthühnern, Reihern, Störchen, Gänsen, Habichten und Raben; denn sie müssen von mancherley Farben, schwarz, braun und weiß, seyn, und also recht bunt aussehen, damit sie das Wild um so viel besser schrecken. Man hat zweyerley Arten von Federlappen. Die erste Art, wozu die größten Federn genommen, und gedoppelt mit den Kielen gegen einander durch einen Kreutzschlag gezogen werden, und auf 2 Tücher lang stellen, werden durch zwey Leute auf große Winden oder Haspel, der Federhaspel genannt, gewunden, und doppelte Federlappen genennet, deren Leinchen so stark als Wolfsgarne sind. Die andere Art, welche kleiner, erfordert nur mäßige, jedoch ebenfalls bunte Federn, allein nicht mehr, als 2 bis 3, welche unterwärts mit dem Dreyschlage geknüpft werden. Deren Leinchen sind von der Stärke eines Hasengarns, und es stellet ein Bund auf eines Tuches Länge, oder 160 Schritt.

Zu den doppelten Federlappen, Fig. 616, werden große Gänsefedern aus den Flügeln, oder von türkischen Hühnern und großen Raubvögeln, genommen. Zum Knüpfen dieser Federlappen werden 2 oder 3 Personen erfordert. Der eine hat die Leine an einen, an eine Wand fest angeschlagenen, Haken mit einer Schlinge erst angehänget, und dazu einen runden Knebel also bereitet, daß er eines Daumens dick, und 4 Zoll lang ist; mit gedachter Leine hat er einen Kreutzschlag nach der rechten Weise darum gemacht, daß, wenn man ihn in der verschlossenen Hand fest hält, das Leinchen nicht nachgeben, und man also mit gedachtem Knebel wohl zuziehen kann; alsdenn macht derjenige, welcher den Knebel in der Hand hat, in die Leine noch einen Kreutzschlag, und hält denselben offen. Der Andere nimmt in jede Hand 6 Federn, und stecket dieselben, zur Linken und Rechten, mit den Kielspitzen gegen einander, in gedachten offenen Kreutzschlag etwa 1 1/2 Zoll über einander hinein, und alsdenn ziehet der mit dem Knebel dieselben so fest, als nöthig ist, zusammen. Ein Knoten wird von dem andern, nähmlich von a bis b, 15 Zoll geknüpft, und durch das Zuziehen werden die Federn von einander gezwungen, daß sie sich ausbreiten.

Hierzu nun gehört ferner ein großer Haspel, worauf die neu gemachten Federn gewunden werden. A ist ein runder Stock, 3 1/2 Ellen lang, welcher an jedem Ende 1/2 Elle lang hervor gehet, damit derselbe daselbst von zwo Personen angefasset werden könne. B, sind 4, etwa 2 Zoll breit, 1 Zoll dick, und 3/4 Ellen lang, an jedem Ende etwas spitzig, auch kreutzweise in einander geschnittene Hölzer, darin das Loch so groß ist, daß der Stock A leicht herum laufen känn. C, sind ebenfalls vier runde, 3 Ellen lange, und auf die Art, wie die Figur zeiget, eingezapfte Hölzer.

Wenn nun diese neu gemachten Federn auf den beschriebenen Haspel gewunden werden sollen, so bindet man zuvörderst das Leinchen davon an ein Holz C; alsdenn läßt man zwo Personen denselben bey dem Stock A mit der linken Hand angreifen, und mit der rechten den Haspel so lange umwinden, bis die ganze Leine mit den Federn darauf ist. Nachher wird ein Pflock, einer guten halben Elle lang, daran gesteckt, welcher, wenn es sich nicht im Stellen zum Anbinden schicket, in die Erde fest geschlagen werden kann. Dieser Pflock wird um eine Spitze B wohl dreymahl umgewunden, und sodenn in die Federn gesteckt, so ist ein Bund fertig. Einige pflegen ein Bändchen D, in den Stock A zu machen, und dadurch den Pflock einzustecken.

Zu einem Bunde kleiner Federlappen, muß das Leinchen, welches von dreyfachem Segelgarn gedrehet ist, 220 Ellen lang seyn. Es kann eine Person des Tages gemächlich 2 dergleichen Bünde verfertigen. Man nimmt hierzu die Federn aus den Schwänzen der Gänse. Zum Knüpfen derselben, wird zuvorderst ein Hacken irgendwo angemacht, um das Leinchen mit einer Schlinge darein hängen zu können. In der Hand hat man einen runden Knebel, um welchen das Leinchen geschlagen wird, daß man damit gehörig zuziehen kann. Alsdenn nimmt man zwo Federn, stecket eine gegen die andere in einen zuvor gemachten Kreutzschlag hinein, und ziehet zu, so kommen diese Federn, wie Fig. 617 zeiget, zu stehen. Ein jeder Knoten kommt eine gute Spanne, auch 1 oder 2 Finger weiter, von einander. Sind 3 oder 4 Klaster lang gebunden, so windet man sie auf den dabey gezeichneten Haspel, welcher auf folgende Art verfertigt ist. A, ist ein durch den Haspelstiel gezogenes Bändchen, daran man das Bund Federn aufhängen kann. Es kann auch daselbst an einen Stock gesteckt, und darauf getragen werden. Wenn es ganz auf den Haspel gewunden ist, wird der Pflock erst durch das Bändchen, und hernach in die Federn gesteckt. B, sind zwey breite, etwas spitzig zugeschnittene, 16 Zoll lange, Hölzer. C, ist ein runder gedreheter Stock, welcher mit dem Handgriff 20 Zoll lang ist. D, sind zwey Hölzer, welche 14 Zoll lang, fein beschnitten, und in die Hölzer B fest eingemacht und verbohrt sind; das runde Holz C aber muß sich in den Hölzern B leicht umdrehen laßen. Hinten muß auch ein festes Pflöckchen davor seyn, damit der Stiel C nicht heraus gezogen werden könne. Zu der Zeit, da man sie brauchet, wird der Stiel ein wenig geschmiert, damit es im Umlaufen nicht knarre.

Federlappen, wo 3 Federn in einen Knoten kommen, Fig. 618, blenden, wie leicht zu erachten ist, stärker. Um die 3 Federn a b c einzuknüpfen, stecket man die Kiele vorher ein Par Stunden in Wasser, damit sie weich werden, um sie dichter und leichter in den Knoten bringen zu können. Wenn nun der Bindfaden fest angehängt, und ein Kreutzschlag und eine Schleife aufgelegt worden, stecket man von einem Ende die Federn a und b in den Knoten, und die Feder c von der andern Seite zwischen den ersten beyden entgegen, so, daß die Kiele nur 1 Zoll lang durch den Knoten kommen; beuget sodenn mit der linken Hand die Kiele etwas nach dem Knoten, ziehet und rücket unterdessen mit einem Knebel den Knoten fest zu, und fährt nachgehends so fort, daß alle 12 Zoll wieder 3 Federn eingebunden werden. Hierbey aber ist, wie bereits erwähnt worden, in Acht zu nehmen, daß beym Knüpfen die Federn, schwarz, weiß, grau etc. unter einander gesteckt werden, damit es fein bunt scheine.

Was das Stellen betrifft, so wird zuvörderst eine Partie kleine Stöckchen geschnitten, und zwar zu erstgedachten großen etwas stärker, ungefähr eines Daumens dick und 1 1/2 Ellen lang. So lange man im Holze stellet, bedarf man deren wenig, denn die Lappen werden größtentheils an den Sträuchern umgeschlagen, oder um einen Ast gewunden, zuvor aber allemahl recht steif angezogen, und auf die Hasen und Füchse 1 Elle hoch von der Erde; auf die Sauen und Wölfe 1 1/2 Ellen, doch auf die Sauen etwas niedriger, und auf das Wildbret 2 1/4 E. hoch, gestellet. Es müssen aber die mit Haken versehenen Stangen, mit welchen die Federlappen aufgestellt werden, und weiche bey den Jägern den Nahmen Lappenreiser führen, darnach geschnitten werden, nähmlich: je länger, je stärker. Wo der Boden hart oder das Erdreich gefroren ist, werden Eisen zum <12, 415> Stellen gebraucht. Will man nun mit dergleichen Lappen, sonderlich auf das hohe Wildbret und die Wölfe, gedoppelt stellen, damit es den Thieren so viel mehr vor den Kopf scheine: so läßt man die erste Reihe Federlappen etwas niedriger, und die oberste etwas höher.

Wenn man die Federkiele, ehe sie zusammen geknüpfet werden, an der Spitze öffnet, und in ein Faß voll Hundemist stecket, auch das Leinchen darin einweichet, noch besser aber, mit Teufelsdreck (Asa foetida) beschmieret, so bleibt der Geruch sowohl in den Federn, als auch in dem Leinchen, und es scheuet sich das Wild über die Maßen davor; es ist aber, wegen des häßlichen Geruches, nicht rathsam, die also zugerichteten Federlappen zu den Netzen zu hängen, sondern sie müssen an einem besondern Orte ausgehoben werden.

An statt der Federn kann man auch starkes Stroh nehmen, welches nach der Länge der Federn abgehauen wird, wovor sich das Wild ebenfalls scheuet." (Band 12, S. 412 ff.)

siehe auch: Arche
siehe auch: Flinder
siehe auch: Flintern
siehe auch: Forke
siehe auch: Häftel
siehe auch: Häfteln
siehe auch: Tücher
siehe auch: eingestellte Jagen
siehe auch: Jagdzeug
siehe auch: Wolfsgarten


Literatur

  • Günther, J. O. H.: Vollständiges Taschen-Wörterbuch der Jägersprache. Für Jäger und Jagdfreunde. Jena, 1840
  • Krünitz, Johann Georg: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft. 242 Bände. Berlin, 1773-1858, Band 12, S. 412 (1777) und Band 189, S. 378 (1846)