Dreyse, Nikolaus von

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Johann Nikolaus Dreyse, (in Selbstzeugnissen immer Johann Nicolaus Dreyse) [1], ab 1864 von Dreyse, (* 20. November 1787 in Sömmerda; † 9. Dezember 1867 ebenda) war ein deutscher Unternehmer, Konstrukteur und Erfinder des Zündnadelgewehres.

Nach einer Lehre als Schlosser arbeitete Dreyse zuerst in Altenberg und Dresden um dann ab 1809 in Paris bei der Waffenfirma Johann Samuel Pauly (1766-1821) tätig zu sein. Pauly arbeitete in dieser Zeit an einem Gewehr mit Innenzündung und Klappenverschluß, eine Form der Kipplaufverriegelung. Seine Versuche gingen jedoch wegen des komplizierten Aufbau und der daraus resultierenden Anfälligkeit nicht in Serie.

1814 ging Dreyse nach Sömmerda zurück und gründete 1817 mit dem Erfurter Kaufmann Friedrich Kronbiegel die Fa. Dreyse & Kronbiegel zur Verarbeitung von Eisenwaren, wandte sich aber nach dem Tod von Kronbiegel 1820 zusammen mit seinem neuen Geschäftspartner Carl Collenbusch der Verbesserung von Gewehren zu. Ab 1824 firmierte die Fa. als "Dreyse & Collenbusch - Zündhütchen- und Munitionsfabrik".

1824 gelang ihm eine Neukonstruktion von kupfernen Zündhütchen für Perkussionsgewehre. Seine von Pauly angeregten Bemühungen, die Zündung bei Gewehren von außen nach innen zu verlegen und eine Einheitspatrone zu konstruieren, die sämtliche für den Schuss erforderlichen Teile enthalten sollte, führten 1828 zur Erfindung des Zündnadelgewehrs. Das Patent wurde vom Preussischen Patentamt für die Fa. Dreyse & Collenbusch ausgestellt und nicht für Dreyse alleine. [2]

1834 trennten sich Dreyse und Collenbusch, Dreyse verfolgte seitdem mit seiner Fa. Gewehrfabrik N. Dreyse die Weiterentwicklung und Fertigung des Zündnadelgewehrs alleine weiter, während Collenbusch weiterhin Zündhütchen fertigte.

Die Idee der Einheitspatrone hatte Dreyse auch von Pauly übernommen, dieser verwendete bei seinen Versuchen Papierhülsen bei denen Geschoss, Pulverladung und Zündmittel (Kaliumchlorat und Knallquecksilber) vereinigt waren. Es war noch ein glattes Vorderlader-Zündnadelgewehr, ab 1836 als Hinterlader mit Zylinderverschluß. Diese Version wurde 1840 bei der preussischen Armee eingeführt und Dreyse bekam die Erlaubnis zur Errichtung einer Gewehr- und Gewehrmunitionsfabrik, die ab 1841 in Sömmerda mit der Fertigung begann. Bis 1871 wurden über 500.000 Zündnadelgewehre in Sömmerda gefertigt. Ab 1871 wurde das Zündnadelgewehr durch den Repetierer Mauser M 1871, auch M/71 (M 71) sowie Gewehr 71 bzw. Infanterie-Gewehr 71 (I.G.Mod.71) von Paul Mauser und Wilhelm Mauser als Armeegewehr abgelöst.

1864 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben.

1857 übernahm sein Sohn Franz Karl Rudolf von Dreyse (1822-1894) die Leitung der Firma. [3]

Eine erheblich Verbesserung des Zündnadelgewehrs war die Erfindung des Schlagbolzens durch seinen Sohn Franz (1822-1894), womit die Verschmutzung der Schlossteile durch Pulverrauch vermindert wurde. Die Familie verkaufte die Gewehrfabrik 1901 an Rheinmetall, dessen Gründer Heinrich Ehrhardt bei Johann Nikolaus von Dreyse tätig gewesen war.

Im Dreyse-Haus in Sömmerda befindet sich heute das Historisch-technische Museum.

Weitere Informationen

Literatur

  • Laumanns, Horst: Parole ist Sömmerda - Nikolaus v. Dreyse, seine Fabrik und seine Waffen. In: Deutsches Waffen Journal, 1/1984, S. 28-34
  • Laumanns, Horst: Parole ist Sömmerda - Nikolaus v. Dreyse, seine Fabrik und seine Waffen. In: Deutsches Waffen Journal, 2/1984, S. 180-185
  • Laumanns, Horst: Parole ist Sömmerda - Nikolaus v. Dreyse, seine Fabrik und seine Waffen. In: Deutsches Waffen Journal, 3/1984, S. 326-329
  • Laumanns, Horst: Parole ist Sömmerda - Nikolaus v. Dreyse, seine Fabrik und seine Waffen. In: Deutsches Waffen Journal, 5/1984, S. 608-611
  • Laumanns, Horst: Parole ist Sömmerda - Nikolaus v. Dreyse, seine Fabrik und seine Waffen. In: Deutsches Waffen Journal, 6/1984, S. 732-737
  • Wirtgen, Rolf: Das Zündnadelgewehr. Eine militärtechnische Revolution im 19. Jahrhundert. Herausgegeben von der Wehrtechnischen Studiensammlung des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung. Mittler, Herford u. a. 1991, ISBN 3-8132-0378-6, (Ausstellungskatalog).
  • Johann Christian Nicolaus Dreyse - Erfinder des Zündnadelgewehres. In: Deutsches Waffen Journal, 10/1986, S. 1168f.

Einzelnachweise

<references>

  1. Wirtgen, Rolf: Das Zündnadelgewehr. Eine militärtechnische Revolution im 19. Jahrhundert. Herausgegeben von der Wehrtechnischen Studiensammlung des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung. Mittler, Herford u. a. 1991, S, 18.
  2. Wirtgen, Rolf: Das Zündnadelgewehr. Eine militärtechnische Revolution im 19. Jahrhundert. Herausgegeben von der Wehrtechnischen Studiensammlung des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung. Mittler, Herford u. a. 1991, S, 24f..
  3. Wirtgen, Rolf: Das Zündnadelgewehr. Eine militärtechnische Revolution im 19. Jahrhundert. Herausgegeben von der Wehrtechnischen Studiensammlung des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung. Mittler, Herford u. a. 1991, S, 257.