Wisentdenkmal Schorfheide

Aus Jagdfibel
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Von Ernst-Otto Pieper [1]

Professor Max Esser (15.05.1885 – 23.12.1945), Mitglied der preußischen Akademie der Künste, schuf 1934 einen lebensgroßen Wisentstier als monumentale Halbplastik.

20 Jahre markierte das in der Keramischen Werkstatt Gildenhall (Neuruppin-Gildenhall) in Ton gebrannte Wildrind den einstigen Eingang des ersten deutschen Urwildgeheges nahe der Oberförsterei Pechteich am Werbellinsee in der märkischen Schorfheide.

Das Denkmal ziert ein Vers aus dem Nibelungenlied: „Darnach sluog Sivrit schiere einen Wisent und einen Elch, Starker Ure viere und einen grimmen Schelch“
Foto: E.-O. Pieper
Auf der Denkmalrückseite ist zu lesen: Einst zog uriges Großwild durch Deutschlands Wälder seine Fährte, Jagd war Mutprobe unserer germanischen Vorfahren. 1934 entstand hier ein deutscher Urwildpark. Wisent und Auer, Elch, Hirsch, Wildpferd, Biber und anderes Getier unserer Heimat soll dann eine Freistatt finden, um kommenden Geschlechtern als lebende Zeugen zu dienen vom Wildreichtum des einst nicht durch Menschen beherrschten Deutschlands
Foto: E.-O. Pieper

Dr. Lutz Heck (23.04.1892 – 06.04.1983) war als Direktor des Berliner Zoos zugleich Präsident der „Internationalen Gesellschaft zur Rettung des Wisents“ und betrieb dazu in der Schorfheide eine sogenannte „Verdrängungszucht“ zwischen reinrassigen Wisentstieren und amerikanischen Bisonkühen. Außerdem gelang ihm, zusammen mit seinem Bruder Heinz (Leiter Tierpark Hellabrunn, München), die Rückzüchtung des „Neuen Auerochsen“.

Dazu wurden in der Schorfheide ein 600 ha großes, mit 60 bis 80 Tieren besetztes Zuchtgehege, ein 60 ha großes Schaugatter mit 15 reinblütigen Wisenten und ein 1200 ha großes Jagdgatter mit 15 bis 20 jagdbaren Wisentstieren (meist zuchtuntaugliche Kreuzungsprodukte) für Hermann Göring und seine Jagdgäste geschaffen.

Noch bevor die Rote Armee Berlin erreichte, wurden in diesen Gattern alle Tiere von Göring und seinen Jagdbeamten geschossen.

Dr. Lutz Heck beschrieb das Denkmal anlässlich seiner Weihe im Oktober 1934 als „ein Standbild…, das auf der Vorderseite einen angreifenden Wisentstier zeigt, von Professor Max Essers Hand meisterhaft geformt, und auf dessen Rückseite eine Inschrift besagt: „Einst zog uriges Großwild durch Deutschlands Wälder seine Fährte. Jagd war Mutprobe unserer germanischen Vorfahren. Im Jahre 1934, unter Reichsjägermeister Hermann Göring, entstand an dieser Stelle ein Urwildgehege. Wisent, Auer, Elche, Wildpferde, Biber und anderes Getier fanden darin eine Freistätte und sollten Zeugnis geben von dem Tierreichtum des einst von Menschen noch nicht beherrschten Deutschland!“

Doch das Denkmal zeigte neben einem dem Urwild selbst gewidmeten Vers aus dem Siegfried-Epos „Das Nibelungenlied“ unter dem angreifenden Wisent, auf der Rückseite unterhalb der Widmungsschrift und unübersehbar, den Reichsadler mit Eichenkranz und Runenzeichen.

Anlass für das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ am 15. November 1957 zur politischen Treibjagd auf das Wisentdenkmal zu blasen. Schon im Januar 1958 zitiert das Blatt aus einem Ratsbeschluss des Kreises Bernau: „Aufgrund des fachlichen Urteils der Kommission des Instituts für Denkmalpflege, Außenstelle Nord I in Berlin, wurde festgestellt, dass das Denkmal keinen kunsthistorischen Wert hat und demzufolge nicht würdig ist, erhalten zu bleiben. Wir haben daher die Weisung erteilt, das Denkmal zu vergraben. Dies ist inzwischen erfolgt.“

Im April 1990 gelang es unter Mithilfe des Revierförsters Joachim Brandau, das Denkmal wiederzufinden. Doch die erheblichen Beschädigungen trübten die Entdeckerfreuden erheblich. Dennoch gelang es, mit Hilfe zweier Berliner Restauratoren alle wesentlichen Segmente fachgerecht zu bergen und zu katalogisieren.

Für eine Bestandsaufnahme und Anfertigung einer Fotodokumentation stellte das Land Brandenburg 1991 15.000 DM zur Verfügung. Weitere vorbereitende Arbeiten wurden 1992 mit 20.000 DM gefördert.

Es folgte im April 1994 die Wiederanerkennung als schützenswertes Denkmal: „Gemäß § 2 Abs. 1 des Denkmalschutzgesetzes ist das sogenannte Wisentdenkmal bei Eichhorst aufgrund seiner geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung schützenswert.“ Am 23. Juni 1994 wurde es schließlich in das offizielle Denkmalverzeichnis des Landkreises Barnim unter 10/94 eingetragen.

Im Juni 1998 begann der aus Spendenmitteln finanzierte Wiederaufbau des Wisentdenkmals an seinem neuen Standort an der Schleuse von Eichhorst.

OT Eichhorst 16244 Schorfheide

Anreise: über BAB 11 Abfahrt Finowfurt; weiter auf der B 167 Richtung in Liebenwalde; nach der Oder-Havel-Kanal Brücke auf die B 198 in Richtung Joachimsthal.

Einzelnachweise