Urian

Aus Jagdfibel
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Urian, scherzhafte Bezeichnung für einen alten, starken, heimlichen Keiler, seltener auch Bock.

Die Herkunft ist unbekannt. Bis ins 19. Jahrhundert bezeichnete Urian eine unangenehme, unerwünschte Person, teilweise sogar den Teufel, die oder den man unverhofft antrifft.
So läßt Goethe im Faust, die Hexen den Teufel Herr Urian oder Meister Urian nennen („Zum Brocken zieht der wilde Hauf, Herr Urian sitzt obenauf.“ - Faust: Tragödie, Erster Teil, 1808).
Als einfältiger, unliebsamer, einsiedlerischer Mensch tritt Urian auf u.a. bei Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen im "Der abenteuerliche Simplicissimus" (1668) und bei Matthias Claudius in dem von Beethoven vertonten Gedicht "Urians Reise um die Welt" (verfasst 1786).
Erstmalig belegt ist Urian als Name eines Knechtes in einem mittelrheinischen Osterspiel des 14. Jahrhunderts (Mones Schauspiele des Mittelalters Band I, 115).

Wilhelm Wackernagel publizierte 1860 in einem Aufsatz die These, daß Urian wie Bullerjan, Dummrian, Liederjan, Grobian, Schlendian, aus dem niederdeutschen stammende Spottbezeichnung mit dem Stamm Jan darstellt. (S. 327f.)

siehe auch: Keiler

Literatur

  • Krünitz, Johann Georg: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft. 242 Bände. Berlin, 1773-1858, Band 202, S. 151 (1850)
  • Mone, Franz Josef: Schauspiele des Mittelalters. Aus handschriftlichen Quellen herausgegeben und erklärt. 2. Bände. Karlsruhe: Macklot, 1846
  • Wackernagel, Wilhelm: Die deutsche Appelativnamen II und III. In: Germania. Vierteljahresschrift für deutsche Altertumskunde. 5. Jahrgang, 1860, S. 299-355
  • Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begründet von Wolfgang Stammler, fortgeführt von Karl Langosch. Band 6. Walter de Gruyter, 1977ff.