Nandu
Nandu | |
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Systematik | |
Klasse | Vögel (Aves) |
Ordnung | Rheiformes |
Familie | Nandus (Rheidae) |
Gattung | Nandus (Rhea) |
Art | Nandu |
Wissenschaftlicher Name | |
Rhea americana | |
Paarungszeit | |
Brutzeit | |
Gelegegröße |
Der Nandu (span. Ñandú) oder Großer Nandu (Rhea americana) ist ein flugunfähiger Vogel aus der Gattung der Nandus (Rhea). Er gehört zu den Laufvögeln und ist in Südamerika beheimatet. Seit dem Jahr 2000 gibt es eine stetig wachsende, freilebende Schar Nandus in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, die aus einem Gehege in der Nähe von Lübeck ausgebrochen ist (Neozoen).
Wilde Population in Norddeutschland
Entwicklung
Im Jahr 2000 entwichen mehrere Nandus aus einer Freilandhaltung in Schleswig-Holstein nahe der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern, die von dort in den Landkreis Nordwestmecklenburg wechselten und dort in der Niederung der Wakenitz, im Raum zwischen Schattin und Herrnburg, sowie weiter südlich bei Utecht beobachtet wurden. Bereits 2001 gab es einen erfolglosen Brutversuch sowie den Nachweis einer erfolgreichen Brut durch die Beobachtung eines Männchens mit 14 Küken, weitere erfolgreiche Bruten wurden 2002 (1), 2003 (mindestens 3) und 2004 (mindestens 5) dokumentiert. Im Jahr 2002 konnten in der Wakenitzniederung bereits 11 Nandus nachgewiesen werden, 2004 waren es im Raum Schattin – Utecht – Duvennest bereits 20. Bis August 2009 war der Bestand auf etwa 80 Tiere gewachsen, im März 2011 ging man von einem Bestand von über 100 Exemplaren aus. Zählungen von Rangern des Biosphärenreservats Schaalsee ergaben im Herbst 2014 144 Tiere, im Frühjahr 2015 120 Tiere, im Herbst 2015 177 Tiere, im Herbst 2016 über 200 Tiere und im März 2017 220 Tiere[10] im rund 150 Quadratkilometer großen Verbreitungsgebiet östlich des Ratzeburger Sees. Nachdem die Zahl der Nandus vermutlich aufgrund des langen kalten Winters bis März 2018 zwischenzeitlich auf 205 Tiere abgesunken war, wurden bei der Herbstzählung im selben Jahr 566 Tiere gezählt, davon ein Großteil Jungtiere. Als Ursache für diesen hohen Anstieg innerhalb eines Jahres vermutet das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern die ungewöhnlich warme und trockene Witterung des Jahres.
Die Art ist offenbar recht anpassungsfähig. In Mecklenburg-Vorpommern bewohnen Nandus vor allem Stilllegungsflächen mit flächigen Trocken- und Halbtrockenrasen und Kiefernforsten, wurden aber auch auf Grünland, Äckern und in Laubwald beobachtet. Im Winter suchen die Tiere auf Rapsäckern und Stilllegungsflächen nach Nahrung. Gelegefunde erfolgten bisher in Trockenrasen, Staudenfluren, auf Getreide- und Rapsäckern sowie im Laubwald.
Rechtlicher Status
Rechtlich gilt der Nandu als besonders geschützte Art i. S. d. § 7 Abs. 2 Nr. 13 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG), so dass die in Deutschland wild lebenden Nandus nicht nur den allgemeinen Schutz des § 39 BNatSchG, sondern auch den besonderen Schutz des § 44 BNatSchG genießen.
Seit April 2020 wurde der Nandu in Mecklenburg-Vorpommern ins Jagdrecht aufgenommen. Küken und Jährlinge dürfen seit dem ganzjährig geschossen werden. Ausgewachsene Tiere dürfen vom 1. November bis 31. März bejagt werden.
Bewertung aus Sicht des Naturschutzes
In Naturschutzkreisen ist die Bewertung des Nandus als Brutvogel in Deutschland sehr unterschiedlich. So wird von manchen die Auflösung der Bestände, also Tötung aller Nandus, gefordert. Dies wird mit dem Vorsorgeprinzip begründet, da der Nandu sich als invasive Art erweisen könnte. Als invasive Arten werden nach § 7 Abs. 2 Nr. 9 BNatSchG solche Arten deklariert, die für die natürlich vorkommenden Ökosysteme, Biotope oder Arten eine erhebliche Gefährdung darstellen. Dem Nandu wird Invasionspotenzial zugeschrieben, weil eine Gefährdung anderer Bodenbrüter und Bodenfauna nicht auszuschließen sei.
Derzeit steht der Nandu auf der Grauen Liste. Auf die Graue Liste werden potenziell invasive Arten gesetzt, um diese durch die Behörden beobachten zu lassen. Befürchtungen bezüglich einer möglichen Gefährdung von Bodenbrütern, Reptilien und Insekten haben sich bisher durch Feldforschungen und Magenuntersuchungen nicht bestätigt. Nach § 40 Abs. 2 BNatSchG muss vor Bekämpfungsmaßnahmen erst geklärt werden, ob eine Art tatsächlich invasiv ist, also die natürlich vorkommenden Ökosysteme, Biotope und Arten gefährdet. Derzeit werden weitergehende Untersuchungen über die Auswirkung der heimischen Nandupopulation nicht als dringlich angesehen, da der Bestand teilweise nicht ganz winterfest ist und somit wieder aussterben könnte.
Maßnahmen zur Eindämmung der Population
Nach Beschwerden aus der Landwirtschaft wegen zunehmender Schäden auf Raps- und Getreideflächen genehmigt das Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe seit 2017, die Population der wildlebenden Nandus durch Manipulation der Gelege einzudämmen. Hierzu werden die Eier im Gelege durch namentlich registrierte Personen angebohrt.
Da die Population trotz dieser Maßnahme auf 566 Tiere (Herbstzählung 2018) anwuchs, forderte der Bauernverband, die Bejagung männlicher Nandus zu erlauben. Daraufhin haben laut Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) zwei Landwirte eine Abschussgenehmigung erhalten und von Januar bis März 2019 auf ihren Feldern 17 Nandus geschossen. Die Frühjahrszählung 2019 ergab einen Bestand von 362 Tieren. 2019 sollten noch weitere 40 bis 50 Tiere erlegt werden. Um zu klären, ob die Nandus der heimischen Tier- und Pflanzenwelt schaden, war ab Herbst 2019 ein Monitoring geplant, das abgeschossene Exemplare untersuchen und einige Tiere mit GPS-Sendern ausstatten sollte. Bis Januar 2021 wurde die Population durch Bejagung auf etwa 300 Tiere reduziert.
Bei der Frühjahrszählung 2024 wurden nur noch 70 Exemplare gesichtet.
Weitere Informationen
- Wikipedia - Nandu (abgerufen am 01.09.2024)
- Wilde Nandus? Kuriose Tiere in Deutschland Teil 1. Chris Kaula, (abgerufen am 01.09.2024)