Jacobs-Greiskraut

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Jacobs-Greiskraut
Alternative Namen Jacobs-Kreuzkraut, Jakobs-Greiskraut, Jakobs-Kreuzkraut, Jakobs-Geißkraut, Kreuzkraut, Spinnenkraut, Krötenkraut, Zehrkraut, St. Jakobskraut, St. Jakobsblum.
Systematik
Ordnung Asternartige (Asterales)
Familie Korbblütler (Asteraceae)
Gattung Greiskräuter (Senecio)
Art Jacobs-Greiskraut
Wissenschaftlicher Name
Senecio jacobaea

Das Jacobs-Greiskraut (Senecio jacobaea), auch Jacobs-Kreuzkraut, Jakobs-Greiskraut oder Jakobs-Kreuzkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Greiskräuter (Senecio).

Von Ernst-Otto Pieper [1]

Jakobs-Greiskraut. Foto: E.-O. Pieper

Giftigkeit:

  • Die ganze Pflanze ist stark giftig; junge Pflanzen sind am giftigsten. Die Giftstoffe sind auch in Heu und Silage wirksam (konserviertes Futter mit Kreuzkraut wird gern gefressen). Die Blüten und junge Pflanzen weisen höchste Konzentration an Alkaloiden auf. Alle Pflanzenarten der Gattung Senecio enthalten krebserzeugende (cancerogene) Pyrrolizidinalkaloide, hauptsächlich Jacobin und Senecionin sowie Oxalate..
  • Auf der Weide wird die Pflanze normalerweise gemieden (bitter), jedoch wenn das Vorkommen hoch und / oder die Pflanze im Rosettenstadium ist, wird sie insbesondere von jungen Tieren aufgenommen. In Heu und Silage wird die Pflanze gefressen.
  • Auch kleine Dosen schädigen die Leber dauerhaft, so dass eine schleichende Vergiftung über Jahre möglich ist.
  • Tödliche Dosis:
    • Pferd, Rind, Ratte: 5-20% des Körpergewichts = 0,05-0,2 kg Jakobs-Kreuzkraut / kg Körpergewicht
    • Ziege: 125-400% des Körpergewichts über 152-388 Tage
    • Schaf: > 2 kg Jakobs-Kreuzkraut / kg Körpergewicht
    • Huhn: 50 g Jakobs-Kreuzkraut / kg Körpergewicht
  • Ein einzelner ausgewachsener Trieb wiegt ca. 70 g.

Klinische Symptome:

  • (akut) Nervenschädigung, Lähmung, später Leberschäden,
  • Rind: Magen- und Darmbeschwerden, Krämpfe, Verwerfen, starke Leberschädigung, Tod.
  • Schafe und Ziegen: dank toxinlöslicher Verdauungfermenten meist weniger empfindlich.
  • Pferde: empfindlicher als Rinder.
  • In akuten Fällen ist eine Behandlung der Vergiftung aussichtslos. Bei chronischer Vergiftung bestehen geringe Heilchancen durch symtomatische Therapie.
  • Die Tiere verenden manchmal erst nach mehreren Monaten.
  • Bei empfindlichen Menschen kann die Pflanze zu Hautirritationen führen, weshalb beim Ausreißen Handschuhe getragen werden sollten.

Was tun gegen die Verbreitung:

  • Die Versamung muss, auch außerhalb landwirtschaftlicher Nutzflächen, unbedingt verhindert werden.
  • Die vorhandenen Blütenstände schneiden und vernichten. Nicht liegenlassen, da die Samen nachreifen können! Junge Pflanzen ausstechen.
  • Stillegungsflächen sollten frühest möglich ab dem 1. Juli gemulcht werden.
  • Landwirte, Jäger, Nachbarn informieren!
  • Frühjahrsbeweidung mit Schafen drängt Kreuzkraut zurück.

Kennzeichen:

  • Die Gattung der Senecioist in Deutschland mit vielen Arten vorkommend, zum Beispiel Senecio morensis(Schmalblättriges Kreuzkraut), Senecio fuchsii(Fuchs-Kreuzkraut), Senecio viscosus(klebriges Kreuzkraut), Senecio vulgaris(Gewöhnliches Kreuzkraut) und viele mehr.
  • Wuchsform:Stängel ist aufrecht und schwach verzweigt.
  • Im ersten Jahr besteht die Pflanze ausschließlich aus großen (etwa 20 cm langen) Grundblättern (Rosettenstadium).
  • Wuchshöhe:30 bis 100 cm.
  • Stängel:Der oft dunkelrot überlaufene Stängel entwickelt sich erst im zweiten Jahr.
  • Blätter:Fiederteilig, die Fiedern wiederum gezahnt oder fast fiederspaltig, glatt oder mit spinnenwebartigen Haaren besonders auf der Unterseite bedeckt; an ihrer Basis weisen sie Öhrchen auf. Zerriebene Blätter riechen sehr unangenehm. Die äußersten Blattzipfel der Stängelblätter sind nahezu rechtwinklig gestaltet.
  • Blüten:Korbblütlertypisch mit Zungen- und Röhrenblüten in 15 – 25 mm breiten Körbchen. Goldgelb. Weit verzweigte, vielblütige Schirmrispe. Die Anzahl der Zungenblüten liegt gewöhnlich zwischen 12 und 15 je Blütenköpfchen. Die Blütenköpfchen besitzen eine Hülle aus 13 Hüllblättern sowie anliegenden (oder nur ein bis zwei abstehenden) Außenhüllblättern. Schon zur Blütezeit sieht man bei manchen Blüten den Haarkelch, der zur Verbreitung der Früchte dient.
  • Blütezeit:Juni bis September
  • Frucht:Die reifen Früchte mit ihren Schirmen sehen denen des Löwenszahns sehr ähnlich, sind aber viel kleiner.
  • Jede Pflanze kann etwa 3.000 Samen bilden, die mit dem Wind weit verbreitet werden.
  • Wurzel: Büschelartig verzweigt.

Vorkommen:

  • Ursprüngliches Verbreitungsgebiet sind die Ebenen bis mittleren Gebirgslagen der gemäßigten Klimazonen Europas und Westasiens.
  • Invasiver Neophyt in Kanada, West-USA, Argentinien, Australien, Neuseeland.
  • Wegen der Giftigkeit und dem riesigen Vermehrungspotential ist Jakobs-Kreuzkraut zu einem Hauptproblem der Viehhaltung in Großbritannien, Neuseeland und einzelnen Regionen Amerikas geworden.
  • In der Schweiz wurde die Pflanze zur „Gefährlichen Pflanze“ erklärt, was alle Landbesitzer verpflichtet, Jakobs-Kreuzkraut zu bekämpfen.

Standort:

  • Ungepflegte Wiesen, Wegränder, Böschungen, Stilllegungsflächen.
  • Optimale Vermehrungsbedingungen findet die Pflanze auf Weiden mit mangelnder Weidepflege und unterlassener Nachmahd. Besonders häufig ist es daher auf Pferdeweiden anzutreffen.

Standort-Eigenschaften:

  • Keine besonderen Ansprüche an den Boden. Bevorzugt werden mäßig frische bzw. wechselfrische, mehr oder weniger nährstoff- und basenreiche, humose Lehm- und Sandböden in humider Klimalage.

Alter:

  • Meist zweijährig, manchmal auch länger ausdauernde Pflanze.

Nomenklatur:

  • Der Artname bezieht sich auf den Blühtermin um Jacobi (25. Juli), jedoch beginnt die Blühzeit schon Anfang Juni mit schütteren Blütenständen. Die typisch „buschigen“, stark verzweigten Blütenstände werden aber tatsächlich erst im Hochsommer voll ausgebildet.
  • Da man schon zur Blütezeit den weißen Haarkelch, der zur Verbreitung der Früchte dient, sieht und dieser an die weißen Haare alter Menschen erinnert, bekam das Kraut seinen Namen Senecio (lat. Senex = Greis).

Verwechslung:

  • Verwechslungen mit Johanniskraut sind möglich. Unterscheidung: Johanniskraut (Hypericum perforatum) hat punktierte Blätter und die Blüten färben beim Zerreiben die Finger rot.

Besonderheiten:

  • Jakobs-Kreuzkraut wird gern von Insekten besucht. Vor allem der Jakobskrautbär Tyria jacobaeae(Blutbär), eine Schmetterlingsart, hat sich auf dieses Kraut spezialisiert. Die Raupen werden durch das aufgenommene Gift für Fressfeinde ungenießbar.

Heilpflanze:

  • In der Homöopathie wird Jakobs-Kreuzkraut gegen Menstruationsbeschwerden verwendet.
  • Präparate mit Jakobs-Kreuzkraut werden auch bei Blasenbeschwerden, Koliken und Würmer angewendet.
  • Umstritten ist die Anwendung der Pflanze bei Diabetes mellitus
  • Alle Senecio-Arten sind in der Bekanntmachung über die Zulassung und Registrierung von Arzneimitteln von 1992 aufgeführt.
  • Von Selbstmedikation wird dringend abgeraten!

Giftpflanzen und Neophythen auf Weideflächen

Von Ernst-Otto Pieper [2]

Jakobs-Greiskraut auf einer Weidefläche neben dem Flugplatz Hopen bei St. Michaelisdonn. Foto: E.-O. Pieper

Jahrzehntelang waren für Betreiber von großflächigen Weidelandschaften Giftpflanzen kein Thema. Das hat sich seit wenigen Jahren geändert.

Inzwischen kommt eine Reihe von hochgiftigen Pflanzen vor wie z.B. Wasserschierling (Cicuta virosa) und Jakobs-Greiskraut (=Jakobs-Kreuzkraut) (Senecio jacobaea). Erstaunlich ist die Tatsache, dass es bisher nicht zu nachweisbaren Vergiftungen bei Weidevieh gekommen ist. Offensichtlich spielt der Faktor Erfahrung beim Umgang mit Giftpflanzen bei Herden eine wesentliche Rolle. Meldungen von Todesfällen durch Wasserschierling betreffen entweder Tiere aus unerfahrenen Jungtierherden oder es handelt sich um ältere Tiere, die erstmals mit solchen Pflanzen in Kontakt kamen.

Neophyten, die sich inzwischen überall in der Landschaft ausbreiten, sind ein anderes Problem des Naturschutzes – sie verdrängen heimische Pflanzen und verändern Lebensräume nachhaltig. Von großer Bedeutung sind hier insbesondere die Kartoffelrose (Rosa rugosa) und die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina). Ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit ist erheblich. Beide Arten kommen in den Weidelandschaften in erheblichem Umfang vor und werden von den Tieren zu jeder Jahreszeit gern gefressen und geschält. Es besteht Anlass zur Annahme, dass Galloways beide Pflanzenarten im Laufe der Zeit soweit zurückdrängen, dass sie kein Problem mehr für den Naturschutz darstellen.

Weitere Informationen

Einzelnachweise

  1. Jakobs-Greiskraut. aus: Wildhüter St. Hubertus, (abgerufen am 07.08.2023)
  2. Giftpflanzen und Neophythen auf Weideflächen. aus: Wildhüter St. Hubertus, (abgerufen am 07.08.2023)