Sport Utility Vehicle: Unterschied zwischen den Versionen
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kurz SUV, ist eine Wortneuschöpfung aus dem Automobilmarketing der 1990er Jahre, die mit der Entwicklung neuer Fahrzeugmodelle und mit konstruktiven Änderungen an bestehenden Geländefahrzeug-Modellen (engl. "Offroader") für den amerikanischen und europäischen Massenmarkt einherging. | '''Sport Utility Vehicle''', kurz '''SUV''', ist eine Wortneuschöpfung aus dem Automobilmarketing der 1990er Jahre, die mit der Entwicklung neuer Fahrzeugmodelle und mit konstruktiven Änderungen an bestehenden Geländefahrzeug-Modellen (engl. "Offroader") für den amerikanischen und europäischen Massenmarkt einherging. | ||
:''siehe auch: [[All Terrain Vehicle]] | |||
Beim Bau von Nutzfahrzeugen, zu denen auch klassische Geländefahrzeuge zählen, gelten jedoch andere Prioritäten wie Stabilität, eine hohe Zuladung sowie die Eignung für den Einsatz auch abseits befestigter Straßen. So hat sich bspw. bei den Lastkraftwagen bis heute ein Abweichen von Blattfedern, Starrachsen und Rahmenbauweise nicht durchsetzen können. Auch bei leichteren Nutzfahrzeugen werden diese Konstruktionselemente teilweise noch beibehalten. | Im Gegensatz zu klassischen [[Geländewagen]], die teils bis heute (2014) die Rahmenbauweise als ursprüngliches Konstruktionsprinzip des Automobilbaus verfolgen, wurden mit Einführung des Begriffs SUV in den deutschsprachigen Automobilmarkt zunehmend grundlegende, an die moderne PKW-Bauweise angepasste Modifikationen vorangetrieben. | ||
Bei der klassischen Rahmenbauweise bildet ein massiver Leiterrahmen das tragende Element, unter das meist mit Blattfedern Starrachsen montiert werden. Auf dieses Fahrwerk wird dann die Karosserie aufgeschraubt. Aufgrund des mangelnden Fahrkomforts, der insbesondere in Längsrichtung hohen Formstabilität und des konstruktiv bedingt hohen Gewichts versuchte die Automobilindustrie in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts daher zunehmend, Alternativen zur Rahmenbauweise weiterzuentwickeln. Dabei wurde sie einerseits von der Diskussion um den Treibstoffverbrauch angetrieben, die mit der Ölkrise in den 1970er Jahren an Bedeutung gewann, andererseits waren die Erkenntnisse der Unfallforschung Motor für die Durchsetzung selbsttragender Konstruktionen, wie sie in Deutschland erstmals der Opel Olympia von 1935 aufwies. Diese Bauweise integriert Karosserieelemente in die Fahrzeugstatik, wodurch ein Verzicht auf einen durchgehenden starren Rahmen als Unterbau möglich wird. Dabei lassen sich außerhalb der Fahrgastzelle liegende Trag- und Stützprofile mit Sollknickstellen versehen (Ziehharmonikaprinzip), die durch Deformation einen Abbau der Bewegungsenergie bei einem Anprall ermöglichen und so den auf die Fahrzeuginsassen wirkenden Impuls mindern. Weitere Änderungen am Fahrwerk von Personenkraftwagen, wie der Einsatz von Spiral- an Stelle von Blattfedern sowie die einzelne Aufhängung der Räder statt ihrer paarweisen Montage an starren Achsen ermöglichten weitere Gewichtsreduktionen bei gleichzeitig verbessertem Fahrkomfort und Spurstabilität. | |||
Beim Bau von Nutzfahrzeugen, zu denen auch klassische Geländefahrzeuge zählen, gelten jedoch andere Prioritäten wie Stabilität, eine hohe Zuladung sowie die Eignung für den Einsatz auch abseits befestigter Straßen und in schwerem Gelände. So hat sich bspw. bei den Lastkraftwagen bis heute ein Abweichen von Blattfedern, Starrachsen und Rahmenbauweise nicht durchsetzen können. Auch bei leichteren Nutzfahrzeugen werden diese Konstruktionselemente teilweise noch beibehalten. Beispiele für die Beibehaltung von Leiterrahrmen und Starrachsen bei Geländefahrzeugen bis heute sind etwa der Land Rover Defender oder die Mercedes-G-Modelle, in der Kategorie leichter geländetauglicher Nutzfahrzeuge weist bspw. der Volkswagen Amarok noch eine hintere, an Blattfedern unter einen Leiterrahmen montierte Starrachse auf. | |||
Mit der zunehmenden Nachfrage nach "Geländewagen" als hochbeinige allradgetriebene Fahrzeuge für den privaten Einsatz zur Personenbeförderung hielten die moderne PKW-Konstruktionsmerkmale jedoch Einzug in die Entwicklung neuer Modellangebote wie etwa dem "RAV4" von Toyota oder dem "Freelander" von Land Rover. Diese beiden Fahrzeuge gelten heute als Begründer der Fahrzeugkategorie SUV, etwa mit "sportliches Nutzfahrzeug" zu übersetzen. Mit der weiteren Entwicklung vormalig der klassischen Bauweise folgenden Geländefahrzeug-Modellen dieser und anderer Hersteller wurde im Marketing der Modelle der Begriff "Geländewagen" durch den Neologismus "Sports Utility Vehicle" in dem Maße abgelöst, in dem klassische Bauelemente des Nutzfahrzeugbaus durch solche aus dem PKW-Bereich in die Modellentwicklung Einzug hielten. Beispiele dafür sind die Marken Land Rover oder Jeep. Während deren weitgehend klassischen Konstruktionsmerkmalen folgende Modelle "Defender" (Land Rover) und "Wrangler" (Jeep) weiter als "Offroader" und "Geländewagen" angepriesen werden, ist dies bei den anderen Modellen beider Marken nicht mehr der Fall, sie werden bereits als SUV bezeichnet. Andere vormals ausschließlich im PKW-Bereich aktive Hersteller, die erst mit dem Entstehen dieses in Deutschland bis heute zuwachsstärkste Fahrzeugsegment eingestiegen sind, haben entsprechende Modelle neu entwickelt, wie etwa BMW oder Porsche. Dabei wurde die zu diesem Zeitpunkt bereits eingeführte Bezeichnung SUV entweder übernommen oder es wurden vom Marketing Begriffsderivate entwickelt wie etwa das "Sports Activity Vehicle" für die BMW-X-Modelle. | Mit der zunehmenden Nachfrage nach "Geländewagen" als hochbeinige allradgetriebene Fahrzeuge für den privaten Einsatz zur Personenbeförderung hielten die moderne PKW-Konstruktionsmerkmale jedoch Einzug in die Entwicklung neuer Modellangebote wie etwa dem "RAV4" von Toyota oder dem "Freelander" von Land Rover. Diese beiden Fahrzeuge gelten heute als Begründer der Fahrzeugkategorie SUV, etwa mit "sportliches Nutzfahrzeug" zu übersetzen. Mit der weiteren Entwicklung vormalig der klassischen Bauweise folgenden Geländefahrzeug-Modellen dieser und anderer Hersteller wurde im Marketing der Modelle der Begriff "Geländewagen" durch den Neologismus "Sports Utility Vehicle" in dem Maße abgelöst, in dem klassische Bauelemente des Nutzfahrzeugbaus durch solche aus dem PKW-Bereich in die Modellentwicklung Einzug hielten. Beispiele dafür sind die Marken Land Rover oder Jeep. Während deren weitgehend klassischen Konstruktionsmerkmalen folgende Modelle "Defender" (Land Rover) und "Wrangler" (Jeep) weiter als "Offroader" und "Geländewagen" angepriesen werden, ist dies bei den anderen Modellen beider Marken nicht mehr der Fall, sie werden bereits als SUV bezeichnet. Andere vormals ausschließlich im PKW-Bereich aktive Hersteller, die erst mit dem Entstehen dieses in Deutschland bis heute zuwachsstärkste Fahrzeugsegment eingestiegen sind, haben entsprechende Modelle neu entwickelt, wie etwa BMW oder Porsche. Dabei wurde die zu diesem Zeitpunkt bereits eingeführte Bezeichnung SUV entweder übernommen oder es wurden vom Marketing Begriffsderivate entwickelt wie etwa das "Sports Activity Vehicle" für die BMW-X-Modelle. | ||
[[Kategorie:Geländewagen]] |
Aktuelle Version vom 17. August 2014, 08:31 Uhr
Sport Utility Vehicle, kurz SUV, ist eine Wortneuschöpfung aus dem Automobilmarketing der 1990er Jahre, die mit der Entwicklung neuer Fahrzeugmodelle und mit konstruktiven Änderungen an bestehenden Geländefahrzeug-Modellen (engl. "Offroader") für den amerikanischen und europäischen Massenmarkt einherging.
- siehe auch: All Terrain Vehicle
Im Gegensatz zu klassischen Geländewagen, die teils bis heute (2014) die Rahmenbauweise als ursprüngliches Konstruktionsprinzip des Automobilbaus verfolgen, wurden mit Einführung des Begriffs SUV in den deutschsprachigen Automobilmarkt zunehmend grundlegende, an die moderne PKW-Bauweise angepasste Modifikationen vorangetrieben.
Bei der klassischen Rahmenbauweise bildet ein massiver Leiterrahmen das tragende Element, unter das meist mit Blattfedern Starrachsen montiert werden. Auf dieses Fahrwerk wird dann die Karosserie aufgeschraubt. Aufgrund des mangelnden Fahrkomforts, der insbesondere in Längsrichtung hohen Formstabilität und des konstruktiv bedingt hohen Gewichts versuchte die Automobilindustrie in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts daher zunehmend, Alternativen zur Rahmenbauweise weiterzuentwickeln. Dabei wurde sie einerseits von der Diskussion um den Treibstoffverbrauch angetrieben, die mit der Ölkrise in den 1970er Jahren an Bedeutung gewann, andererseits waren die Erkenntnisse der Unfallforschung Motor für die Durchsetzung selbsttragender Konstruktionen, wie sie in Deutschland erstmals der Opel Olympia von 1935 aufwies. Diese Bauweise integriert Karosserieelemente in die Fahrzeugstatik, wodurch ein Verzicht auf einen durchgehenden starren Rahmen als Unterbau möglich wird. Dabei lassen sich außerhalb der Fahrgastzelle liegende Trag- und Stützprofile mit Sollknickstellen versehen (Ziehharmonikaprinzip), die durch Deformation einen Abbau der Bewegungsenergie bei einem Anprall ermöglichen und so den auf die Fahrzeuginsassen wirkenden Impuls mindern. Weitere Änderungen am Fahrwerk von Personenkraftwagen, wie der Einsatz von Spiral- an Stelle von Blattfedern sowie die einzelne Aufhängung der Räder statt ihrer paarweisen Montage an starren Achsen ermöglichten weitere Gewichtsreduktionen bei gleichzeitig verbessertem Fahrkomfort und Spurstabilität.
Beim Bau von Nutzfahrzeugen, zu denen auch klassische Geländefahrzeuge zählen, gelten jedoch andere Prioritäten wie Stabilität, eine hohe Zuladung sowie die Eignung für den Einsatz auch abseits befestigter Straßen und in schwerem Gelände. So hat sich bspw. bei den Lastkraftwagen bis heute ein Abweichen von Blattfedern, Starrachsen und Rahmenbauweise nicht durchsetzen können. Auch bei leichteren Nutzfahrzeugen werden diese Konstruktionselemente teilweise noch beibehalten. Beispiele für die Beibehaltung von Leiterrahrmen und Starrachsen bei Geländefahrzeugen bis heute sind etwa der Land Rover Defender oder die Mercedes-G-Modelle, in der Kategorie leichter geländetauglicher Nutzfahrzeuge weist bspw. der Volkswagen Amarok noch eine hintere, an Blattfedern unter einen Leiterrahmen montierte Starrachse auf.
Mit der zunehmenden Nachfrage nach "Geländewagen" als hochbeinige allradgetriebene Fahrzeuge für den privaten Einsatz zur Personenbeförderung hielten die moderne PKW-Konstruktionsmerkmale jedoch Einzug in die Entwicklung neuer Modellangebote wie etwa dem "RAV4" von Toyota oder dem "Freelander" von Land Rover. Diese beiden Fahrzeuge gelten heute als Begründer der Fahrzeugkategorie SUV, etwa mit "sportliches Nutzfahrzeug" zu übersetzen. Mit der weiteren Entwicklung vormalig der klassischen Bauweise folgenden Geländefahrzeug-Modellen dieser und anderer Hersteller wurde im Marketing der Modelle der Begriff "Geländewagen" durch den Neologismus "Sports Utility Vehicle" in dem Maße abgelöst, in dem klassische Bauelemente des Nutzfahrzeugbaus durch solche aus dem PKW-Bereich in die Modellentwicklung Einzug hielten. Beispiele dafür sind die Marken Land Rover oder Jeep. Während deren weitgehend klassischen Konstruktionsmerkmalen folgende Modelle "Defender" (Land Rover) und "Wrangler" (Jeep) weiter als "Offroader" und "Geländewagen" angepriesen werden, ist dies bei den anderen Modellen beider Marken nicht mehr der Fall, sie werden bereits als SUV bezeichnet. Andere vormals ausschließlich im PKW-Bereich aktive Hersteller, die erst mit dem Entstehen dieses in Deutschland bis heute zuwachsstärkste Fahrzeugsegment eingestiegen sind, haben entsprechende Modelle neu entwickelt, wie etwa BMW oder Porsche. Dabei wurde die zu diesem Zeitpunkt bereits eingeführte Bezeichnung SUV entweder übernommen oder es wurden vom Marketing Begriffsderivate entwickelt wie etwa das "Sports Activity Vehicle" für die BMW-X-Modelle.