Waldkauz

Aus Jagdfibel
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Waldkauz
Waldkauz.jpg
Waldskauz
Foto: Ich-und-Du / pixelio.de
Laut.jpg
Lautäußerung Waldkauz
Größe ca. 40 cm
Spannweite ca. 90 cm
Gewicht ♂ ca. 440 g
♀ ca. 560 g
Balz Oktober/November und März
Größe der Eier ca. 47x39 mm
Gelege 1-7
Brutzeit
Brutdauer 28-30 Tage
Nestlingszeit
Systematik
Unterordnung Vögel (Aves)
Familie Eulen (Strigiformes)
Unterfamilie Eigentliche Eulen (Strigidae)
Gattung Käuze (Strix)
Art Waldkauz
Wissenschaftlicher Name
Strix aluco
(Linnaeus, 1758)

Der Waldkauz (Strix aluco), auch Totenvogel, ist eine mittelgroße Eulenart mit einer Verbreitung von Europa bis nach Westsibirien und Iran. Er kommt außerdem in Südostasien vor. In Mitteleuropa ist der Waldkauz gemeinsam mit der Waldohreule die häufigste Eule.



Von Ernst-Otto Pieper [1]

Kennzeichen:

  • Mittelgroße Eule mit großem, rundlichen Kopf ohne Federohren.
  • Männchen und Weibchen am Gefieder nicht zu unterscheiden.
  • Schwarze Augen.
  • Rindenartige Gefiederfärbung
  • Zwei weißliche Farbstriche am oberen Ende des Gesichtsschleiers.
  • Verschiedene Farbmorphen: reicht von einer grauen über eine braune bis hin zu einer rostbraunen Farbvariante. Alle Farbvarianten können im gleichen Gebiet vorkommen.
  • Braune bis rostbraune Farbmorphen dominieren in den luftfeuchten Klimazonen Westeuropas; graue kommen im östlichen Verbreitungsgebiet häufiger vor. Im äußersten Norden weisen alle Waldkäuze ein graues Gefieder auf.
  • Sibirische und skandinavische Unterarten sind 12% größer und 40% schwerer als westeuropäische (Bergmannsche Regel)

Größe:

  • Das Männchen ist etwas kleiner als das Weibchen.
  • Flügelspannweite: Männchen ca. 93 cm, Weibchen ca. 98 cm.
  • Gewicht (in Deutschland): Männchen 330 – 475 g, Weibchen 400 – 630 g.

Natürliches Vorkommen:

  • Europa bis Westsibirien und Iran; Südostasien.
  • Zusammen mit der Waldohreule häufigste Eule in Mitteleuropa
  • Fehlt in baumarmen Waldgebieten

Biotop:

  • Geringe ökologische Spezialisierung.
  • Er lebt bevorzugt in lichten Laub- und Mischwäldern, Parkanlagen, Alleen und Gärten, wenn es dort alten, höhlenreichen Baumbestand gibt. Man kann ihn auch mitten in menschlichen Siedlungen, ja sogar in Städten finden. Große Anpassungsfähigkeit. In reinen Fichtenwäldern kommt er in der Regel nur am Rand vor.
  • In Holland kommt der Waldkauz auch in den baumarmen Dünengebieten vor, soweit Kaninchenbaue als Brutplätze vorhanden sind.
  • In kälteren Regionen ein Vogel der Tiefebene.
  • In den Alpen kommt er bis in Höhen von 1600 m vor.
  • Bleibt er ungestört, brütet er auch in direkter Nähe des Menschen.
  • Die Reviergröße ist dem Nahrungsangebot angepasst. Es kann deshalb 8 – 12 ha groß sein, aber auch 65 – 75 ha.
  • Ein einmal erobertes Revier wird zumeist zeitlebens beibehalten und vom Paar ganzjährig verteidigt.

Lebensweise:

  • Dämmerungs- und nachtaktiv, mit deutlichem Schwerpunkt in der Dunkelphase. Abendlicher Aktivitätsbeginn etwa 20 min nach Sonnenuntergang. Während der Kükenaufzucht auch schon vorher aktiv. In der Früh entsprechendes Ende etwa 40 min vor Sonnenaufgang. Tagsüber meist in geschützter Deckung, auf Feindvermeidung bedacht.
  • Die Jagd erfolgt meist im nahezu lautlosen Suchflug entlang von Waldrändern oder Wegen sowie waldnahen Wiesen und Feldern. Bleibt der Suchflug erfolglos, fliegt er meist Ansitzwarten an, die sich häufig nur 50 bis 60 cm über dem Erdboden befinden. Hier verharrt er bis zu einer Stunde; häufig würgt er in dieser Zeit sein Gewölle aus. Ansitz- und Flugjagd wechseln sich meist mehrfach in der Nacht ab.

Status des Vorkommens:

  • Standvogel

Besonderheiten:

  • Wendige Flieger, die auch in dichten Baumbeständen sicher und schnell manövrieren können.

Alter:

  • 36% der Ästlinge sterben bevor sie flugfähig sind.
  • Von zweijährigen Waldkäuzen erreichen nur 55% das nächste Lebensjahr.
  • Das höchste Alter das bislang für einen freilebenden beringten Waldkauz festgestellt wurde, betrug 18 Jahre und 8 Monate.
  • Ein in Gefangenschaft gehaltener Waldkauz erreichte ein Alter von 28 Jahren.

Stimme:

  • Großes Lautrepertoire. Die Rufe sind in Lautstärke und Klangfarbe sehr variabel.
  • Von September bis November sowie im Frühjahr Reviergesang des Männchens.
  • Bei starker Erregung Schnabelknappen.

Fortpflanzung:

  • Geschlechtsreife im 1. Lebensjahr.
  • Das Brutgebiet ist zumeist im Jagdgebiet integriert.
  • Erste Balzphase im Oktober und November (Schein- oder Herbstbalz). Sie dient dem Zueinanderfinden der Partner eines bereits bestehenden Paares beziehungsweise dem Finden eines neuen Partners. Der Beginn der Balzphase ist an den zunehmenden Rufen zu erkennen. Im Dezember lassen die Rufe nach und nehmen ab Januar wieder zu.
  • Im März erreicht die Balz ihren zweiten Höhepunkt; die Käuze rufen dann meist im Wechsel. Die Rufduelle enden, wenn das Männchen beginnt, dem Weibchen Beute zuzutragen.

Art der Ehe:

  • Waldkäuze verpaaren sich auf Lebenszeit und sind grundsätzlich monogam. Bei Verlust des Partner erfolgt eine neue Verpaarung.

Nest:

  • Höhlenbrüter (Baumhöhlen, Mauerlöcher, Felshöhlen, Dachböden, künstliche Nisthöhlen). Seltener sind Bruten in alten Greifvogelhorsten.
  • Die Nistplatzwahl beginnt in der Zeit der Hochbalz.

Brut:

  • Bereits vor der Eiablage jagt das Weibchen nicht mehr; es wird vom Männchen mit Futter versorgt.
  • Legebeginn in Mitteleuropa je nach Witterung mitunter schon im Februar, meist jedoch im März.
  • Brütende Waldkauzweibchen bleiben bei Störungen im Nestbereich meist fest auf dem Gelege und verlassen die Höhle erst bei direkter Störung am Flugloch.
  • Die 1 bis 7, meist 2 – 4, weißen Eier (47,5 mm x 38,8 mm; 39 g) werden direkt auf den Boden der Bruthöhle gelegt.
  • Legeabstand 2 bis 3 Tage. Bebrütungsbeginn meist erst nach dem 2. oder 3. Ei. Es brütet nur das Weibchen.
  • Eine Jahresbrut. Bei Gelegeverlust kommt es zur Nachbrut.
  • Brutdauer 28 bis 29 Tage. Es brütet allein das Weibchen.
  • Die Küken schlüpfen in Intervallen, in denen die Eier gelegt wurden
  • Frisch geschlüpfte Küken (durchschnittlich 28 g)sind dicht und verhältnismäßig kurz grauweiß, bis zu den Krallen, bedunt.
  • Der Eizahn fällt zwischen dem 6. Und 7. Lebenstag ab.
  • Die Augen öffnen sich zwischen dem 8. Und 11. Lebenstag.
  • Die Küken werden während der ersten 10 Tage vom Weibchen gehudert und mit kleinen, knochenlosen Teile der Beute gefüttert.
  • Im Unterschied zu den Greifvögeln werden die Küken gefüttert, während sie unter dem Bauch des Weibchens sitzen.
  • Männchen und ab 10. Lebenstag auch das Weibchen tragen während der Nestlingszeit sehr große Nahrungsmengen heran, die sie rund um die Nestmulde ablegen.
  • Ab 14. Lebenstag erscheinen die ersten Dunen.
  • Im Alter von 30 bis 32 Tagen verlassen die Küken die Bruthöhle. Beim Sprung aus der Höhle fallen viele Küken auf den Erdboden; sie versuchen dann an dickborkigen Bäumen hochzuklettern. Als Ästlinge werden sie weiter von den Eltern versorgt.
  • Im Alter von etwa 6 Wochen setzt die nächste Mauser ein, bei der bis auf Schwanzfedern, Schwingen und den großen Handdecken alle Federn gewechselt werden.
  • Im Alter von etwa 50 Tagen können sie den Eltern bereits 40 bis 50 m fliegend folgen.
  • Die Entwicklung des Federkleides ist nach knapp 5 Monaten abgeschlossen (kein Unterschied zu Altvögeln).
  • Bis etwa zu ihrem 100. Lebenstag werden sie von den Eltern versorgt.
  • Die Eltern verteidigen sowohl die Nisthöhle als auch die Ästlinge rigoros (auch gegen Menschen) ohne Vorwarnung im Direktflug von hinten.

Nahrung:

  • In guten Mäusejahren können Wühlmäuse und Echte Mäuse bis zu 73% des Beutespektrums ausmachen; Vögel machen etwa 14% aus. Daneben werden praktisch alle im jeweiligen Lebensraum vorhandenen Tiere geeigneter Größe gefressen (Spitzmäuse, Frösche, Fische, Käfer, Regenwürmer).
  • Der Nahrungsbedarf eines Waldkauzes liegt bei 60 bis 70 g, was etwa 4 Feldmäusen entspricht.
  • Waldkäuze können Beutetiere schlagen, die ihrem Körpergewicht entsprechen; er schlägt daher auch Kaninchen, Eichhörnchen und Wanderratten.
  • Mäuse werden mit dem Kopf voran im Ganzen verschlungen; größere Beute sowie das Futter für die Nest- und Ästlinge wird zerkleinert.

Verluste:

  • Zu den Beutegreifern zählen größere Eulenarten, Greifvögel und Baummarder.

Weitere Informationen

Literatur

Einzelnachweise