Nilgans

Aus Jagdfibel
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Nilgans
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Nilgans
Foto: Benedikt Büker
Systematik
Klasse Vögel (Aves)
Ordnung Gänsevögel (Anseriformes)
Familie Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie Halbgänse (Tadorninae)
Gattung Nilgänse (Alopochen)
Art Nilgans
Wissenschaftlicher Name
Alopochen aegyptiacus
(Linnaeus, 1758)
Paarungszeit
Brutzeit
Gelegegröße

Die Nilgans (Alopochen aegyptiaca), auch Fuchsgans genannt, ist der einzige rezente Vertreter ihrer Gattung und wird heute meist den Halbgänsen zugerechnet. Sie ist afrikanischen Ursprungs und lebt an nahrungsreichen Binnenseen und Flüssen. Sie gilt als der häufigste afrotropische Entenvogel.

In den letzten Jahrzehnten breitete sich die Nilgans ausgehend von Gefangenschaftsflüchtlingen, hauptsächlich von den Niederlanden kommend, entlang des Rheins in Mitteleuropa aus, wobei sie auch in städtischen Parks, an Badeseen und anderen von Menschen häufig frequentierten Orten vorkommt.

Seit 2001 wird der Nilgansbestand im "Projekt Wildtier-Informationssytem der Länder Deutschlands" erfaßt.

Die Nilgans steht seit 2017 auf der Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung.



Von Ernst-Otto Pieper [1]

Kennzeichen:

  • Beide Geschlechter gleiches Aussehen
  • Ganter unwesentlich größer
  • Im Alter von 4 bis 5 Monaten bunte Färbung, wenn sich der Augen- und Brustfleck voll entwickelt haben
  • Neben der gewöhnlichen Färbung ist auch eine grauere Variante möglich
  • Schnabelfärbung variiert von blassrot bis tiefrot; Gefangenschaftsflüchtlinge haben meist einen sehr roten Schnabel
  • Auffällig sind die verhältnismäßig lagen rosa Beine

Größe:

  • Flügelspannweite: 134 bis 154 cm
  • Gewicht: Ganter 1900 bis 2500 g; Gans 1500 bis 2000 g

Natürliches Vorkommen:

  • Häufigster Wasservogel in Afrika (mit Ausnahme der extremen Trockengebiete)
  • Kam in historischer Zeit auch auf dem Balkan vor, wo sie inzwischen ausgerottet ist
  • Noch im 19. Jahrhundert Brutnachweise in Ungarn und Bulgarien

Heutiges Verbreitungsgebiet:

  • Seit dem 18. Jahrhundert Ziergeflügel in zahlreichen europäischen Ländern
  • Kleine, freibrütende Population seit Beginn des 20. Jahrhunderts in England
  • Seit den siebziger Jahren rasante Ausbreitung von aus den Niederlanden (1994 wurden hier 1350 Brutpaare gezählt) stammenden Nilgänsen: Inzwischen hat diese Ausbreitungswelle Dänemark, Frankreich, die Schweiz und Österreich erreicht
  • Strenge Winter, wie z.B. 1995/96 und 1996/97 haben den Nilgansbesatz nicht negativ beeinflusst
  • Aufgrund der hohen Nachwuchsrate ist zu erwarten, dass innerhalb weniger Jahre die Nilgans flächendeckend in den Tieflagen brüten wird

Biotop:

  • Fast jeder Gewässertyp von der Küste bis in Gebirgslagen

Lebensweise:

  • Nilgänse sind während der Brutzeit streng territorial
  • In ihrem Revier werden in der Regel andere Entenarten nicht geduldet
  • Im allgemeinen recht scheu und wachsam
  • Während der Suche nach einem geeigneten Nistplatz sind sie weniger aggressiv und lassen sich dann auch von anderen Entenvögeln vertreiben
  • Nilgänse sind geschickte Flieger und können sicher auf Bäumen, Felsen oder Gebäuden landen
  • Sie halten sich einzeln, in Paaren oder – außerhalb der Brutzeit – zu kleineren oder größeren Scharen vereint auf
  • Ruhezeiten verbringen sie gerne auf Schotterbänken, baumen aber auch häufig auf

Status des Vorkommens:

  • Jahresvogel, Standvogel

Besonderheiten:

  • Aufgrund ihres aggressiven Verhaltens gegenüber anderen Entenvögeln während der Brutzeit ist die Nilgans nicht sehr beliebt
  • In Zuchtanlagen sind Nilgänse paarweise in Einzelgehegen unterzubringen
  • Streckenflüge erfolgen in Linienformation, selten in V-Form

Alter:

  • Im Zoo ca. 17 Jahre

Stimme:

  • Wenig ruffreudig, aber bei sozialen Kontakten sehr laut
  • Das heisere Zischen der Ganter hört man sehr weit wie auch das schrille, fast schmetternde Schnattern der Gans

Fortpflanzung:

  • Nilgänse werden im 2. oder 3. Lebensjahr geschlechtsreif

Art der Ehe:

  • Lebenslange Einehe
  • Unverpaarte Nilgänse neigen sehr stark zu Bastardierungen

Nest:

  • Das Nest wird in Baumhöhlen, alten Greifvogelhorsten oder Krähennestern, auf Astgabeln oder als Bodennest in Höhlungen im Flussufer oder verborgen unter Gebüsch angelegt
  • Es besteht aus Pflanzenteilen der Umgebung und wird mit Dunen und Federn ausgekleidet

Brut:

  • Die 5 bis 8 (-15) leicht glänzenden, spindelförmigen, rahmweißen Eier (70,5 x 50,3 mm; 79 – 110 g) werden in zweitägigem Abstand gelegt
  • Brutzeit März bis Juni; eine Jahresbrut
  • Ausfallen nach 28 bis 30 Tagen
  • Während die Gans brütet, hält der Ganter in Nestnähe Wache
  • Die Gössel werden nach dem Ausfallen sofort zum Wasser geführt (Nestflüchter)
  • Die Gössel werden von beiden Elternteilen geführt
  • Gössel haben nach 17 bis 21 Tagen die ersten Federn an Schulter, Flanken und Stoß; Kopf und Bauch befiedern um den 25. Tag. Schwung-, Rücken- und Bürzelfedern erscheinen mit einem Monat. Im Alter von 8 bis 10 Wochen sind die Gössel voll befiedert und flugfähig. Die allgemeine Umfärbung in das Alterskleid erfolgt im Laufe des ersten Lebensjahres. Der Augenfleck ist nach dem 3. bis 5. Monat durchmausert, der Brustfleck um den 5. Monat

Nahrung:

  • Süßgräser, Getreide, in geringen Mengen auch Insekten und andere Kleintiere
  • In den Wochen der Getreideaussaat und Getreideernte unternehmen sie in den Dämmerungs- und Nachtstunden Nahrungsflüge zu den Kulturflächen, wo dann nicht selten großer Schaden angerichtet wird
  • Im Wasser gründeln sie gerne
  • Von Landwirten angelegte Mieten werden nicht nur in Notzeiten aufgesucht
  • Parkvögel nehmen auch das von Menschen gereichte Brot

Rechtlicher Status:

  • Jagdrecht: in mehreren Bundesländern jagdbares Wild

Weitere Informationen

Literatur

Einzelnachweise