Hirschfänger
Hirschfänger, auch Weidner, Fangmesser, Hirschdegen, Seitengewehr oder Couteau de chasse genannt, ist ein langes Messer zum Abfangen von Schalenwild.
Ein Hirschfänger besitzt eine 30-50 cm lange, gerader zirka drei Zentimeter breite Klinge, auch Blatt genannt, mit einer Schweißrinne, eine Parierstange und manchmal einen Handschutz. Das Griffstück bezeichnet man als Heft oder Gefäß.
Der Hirschfänger wird in einer Scheide an einem ledernen Riemen an der linken Seite getragen. Die Einführhilfe, je nach Formung auch Handschutz am oberen Teil der Scheide bezeichnet man als "Mundblech", der untere Metallabschluß als "Ortblech" oder "Ortband".
Man findet auch Hirschfänger an deren Scheide ein Nicker untergebracht ist.
Der Hirschfänger wird an Gürtel oder an der Koppel getragen.
Man unterscheidet französische Hirschfänger (Couteau de chasse) und deutsche Hirschfänger. Das Unterscheidungsmerkmal ist das fehlen des Handschutzes bei Hirschfängern französischer "Bauart".
Der Hirschfänger wurde hauptsächlich bei der Parforcejagd eingesetzt. Der von Hunden gestellte Hirsch wurde mit dem >Couteau de chasse< durch einen Stich von vorn durch den Brustkern ins Herz abgefangen.
Früher war es üblich, nur den Hirsch mit dem Hirschfänger abzufangen, anderes Schalenwild wurde entweder mit der Saufeder abgefangen (Schwarzwild) oder mit dem Nicker abgenickt.
Den Hirschfänger führen durften nur die Jagdherren und die Berufsjäger. Den Berufsjägern wurde nach Abschluss ihrer Ausbildung ein Hirschfänger verliehen. siehe auch: Hirschgerecht.
Der Deutsche Jagdschutz-Verband verleiht heute noch Ehrenhirschfänger, an verdiente Jäger. Im praktischen Jagdbetrieb hat der "Gebrauchs-"Hirschfänger jedoch seine Bedeutung verloren.
- siehe auch: Blankwaffe.
- siehe auch: Ehrenhirschfänger.
- siehe auch: Gefäß
- siehe auch: Griffwaffe
- siehe auch: Hirschfängerkoppel
- siehe auch: Jagdplaute
- siehe auch: Jagddegen
- siehe auch: Jagdsäbel
- siehe auch: Jagdschwert
- siehe auch: Nicker
- siehe auch: Wehrbehang
- siehe auch: Waidblatt
- siehe auch: Waidbesteck
- siehe auch: Plaute
Weitere Informationen
Literatur
- Elbing, Claudia / Schmid, Michael: Hieb- und stichfest. Hirschfänger: Geschichte und Neuanfang. In: Wild und Hund, 17/2004, S. 52-55
- Große-Löscher, Gerhard: Hannoversche Hirschfänger. Teil 1: Diensthirschfänger 1792-1866. In: Waffen- und Kostümkunde; 47 (2005), 2, Seite 149-174
- Große-Löscher, Gerhard: Hannoversche Hirschfänger. Teil 2: Ausgewählte Hirschfänger mit hannoverschen Merkmalen. In: Waffen- und Kostümkunde; 52 (2010), 2, Seite 149-180
- Günther, J. O. H.: Vollständiges Taschen-Wörterbuch der Jägersprache. Für Jäger und Jagdfreunde. Jena, 1840
- Harling, Gert G. von: Lebendiges Brauchtum. in: ABC der Jagdkultur, Die gegenwärtige deutsche Jagdkultur in Schlagworten, Forum lebendige Jagdkultur (Hrsg.), cw Nordwest Media Verlag, Grevesmühlen 2014, S. 17-45
- Heppe, Christian Wilhelm von: Einheimischer und ausländischer wohlredender Jäger: oder nach alphabetischer Ordnung gegründeter Rapport derer Holz-, Forst- und Jagd-Kunstwörter nach verschiedener teutscher Mundart und Landesgewohnheit. Regensburg: Montag, 1763, S. 164
- Herding, Hans-Ulrich: Aus Tradition. Saufeder und Hirschfänger. In: Jagdmesser. Geschichte - Kauf - Eigenbau. (= Wild und Hund Exklusiv, Bd. 19). Singhofen: Paul Parey Verlag, 2002, S. 92-95
- Günther, J. O. H.: Vollständiges Taschen-Wörterbuch der Jägersprache. Für Jäger und Jagdfreunde. Jena, 1840
- Klups, Norbert: Hirschfänger und Waidblatt. Stichwaffen. In: St. Hubertus, online 24.12.2011, (abgerufen am 12.05.2013)
- Krünitz, Johann Georg: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft. 242 Bände. Berlin, 1773-1858, Band 23, S. 759 (1781)
- Seifert, Gerhard: Der Hirschfänger. Schwäbisch Hall: Journal Verlag, 1973
- Stiegler, Martin: Europäische Hirschfänger. Berching , 1994
- Westphal, Herbert: Hirschfänger. Zur historischen Entwicklung jagdlicher Seitenwaffen, Privatdruck, 931 Seiten (book on demand) Berlin und Horn Bad Meinberg 2015