Hancke, Gottfried

Aus Jagdfibel
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Gottfried Benjamin Hancke um 1731

Gottfried Benjamin Hancke (* um 1695 in Schweidnitz, Herzogtum Schweidnitz; † um 1750 in Dresden?) war ein deutscher lyrischer Dichter der Barockzeit.

Hancke stand als Sachverwalter in Diensten des böhmischen Grafen Franz Anton von Sporck (1662–1738) und war später Sekretär am Dresdener Hof.

Sein jagdkulturell bedeutsamstes Werk war das später völkstümlich veränderte Gedicht: "Auf, auf zum fröhlichen Jagen". Den Text des Liedes schrieb Gottfried Benjamin Hancke 1723 zur Weise des französischen Jagdliedes "Pour aller à la chasse" (dt.: Auf die Jagd gehen). Und von Sprock ließ das Lied erstmalig auf der Rückseite eines Einblattdruckes, anlässlich der im Herbst 1723 im Umkreis seiner Besitzungen stattfindenden Jagden drucken. Überliefert ist, dass ein Chor bediensteter Jäger unter Leitung von Sporcks Kapellmeister Tobias Anton Seemann das Lied am 30. Oktober 1723 Kaiser Karl VI. während einer Jagdpause vorsang und die adlige Jagdgesellschaft mit einstimmte.

Auf, auf zum fröhlichen Jagen
1. Auf, auf zum fröhlichen Jagen,
Auf in die grüne Heid,
Es fängt schon an zu tagen,
Es ist die schöne Zeit.
Die Vögel in den Wäldern
Sind schon vom Schlaf erwacht
Und haben auf den Feldern
Das Morgenlied vollbracht.
Chorus:
Tridihejo, dihejo, dihedihedio
Tridio, hejo, dihejo, tridio, tridio.

2. Frühmorgens, als der Jäger
In grünen Wald 'neinkam,
Da sah er mit Vergnügen
Das schöne Wildbret an.
Die Gamslein Paar um Paare,
Sie kommen von weit her,
Die Rehe und das Hirschlein,
Das schöne Wildbret schwer.
Chorus:

3. Das edle Jägerleben
Vergnüget meine Brust,
Dem Wilde nachzustreifen
Ist meine höchste Lust.
Wo Reh und Hirsche springen
Wo Rohr und Büchse knallt,
Wo Jägerhörner klingen,
Da ist mein Aufenthalt.
Chorus:

4. Das Gras ist unser Bette,
Der Wald ist unser Haus,
Wir trinken um die Wette
Das klare Wasser aus.
Laßt nur die Faulen liegen,
Gönnt ihnen ihre Ruh,
Wir jagen mit Vergnügen
Dem grünen Walde zu.
Chorus:

5. Schau, wie das Heer der Sterne
Den schönen Glanz verliert
Und wie sie sich entfernen,
Wenn sich Aurora rührt!
Die Vögel in den Wäldern
Sind scho vom Schlaf erwacht
Und haben auf den Feldern
Ihr Morgenlied gebracht.
Chorus:

(Volkstümliche Fassung ca. 1906)

Jäger-Lied
1. Auff auff! auff auff zum Jagen!
Auff in die grüne Heyd!
Es fängt schon an zu tagen,
Es ist die höchste Zeit;
Auff bey den frühen Stunden!
Mein Hertz ermuntre dich,
Die Nacht ist schon verschwunden,
Und Phöbus zeiget sich.

2. Schau, wie das Heer der Sternen
Den schönen Glantz verliehrt,
Und wie sie sich entfernen,
Wenn sich Aurora rührt.
Die Vögel in den Wäldern
Sind schon vom Schlaff erwacht,
Und haben auf den Feldern
Ihr Morgen-Lied gebracht.

3. Drumb auff zum frohen Hetzen,
Fort in das grüne Feld!
Wo man mit Tuch und Netzen
Das Wild gefangen hält.
Auff! ladet eure Röhre
Mit Pulver und mit Bley,
Und macht der Jagd zu Ehre
Ein freudiges Geschrey.

4. Ein Weibisches Gemütte
Hüllt sich in Federn ein,
Doch tapfferes Geblütte
Kan nicht so träge seyn.
Drum laßt die Faulen liegen,
Gönnt ihnen ihre Ruh,
Wir rennen mit Vergnügen
Dem dicken Holtze zu.

5. Wenn andre sich beklagen,
Daß Phillis sie nicht hört,
So bleibt bey unsrem Jagen
Die Freyheit ungestört.
Drum weicht ihr Amouretten!
Cupido trifft uns nicht,
Weil Cynthia die Ketten
Der geilen Venus bricht.

6. Das Gras ist unser Bette,
Der Wald ist unser Hauß.
Wir trincken umb die Wette
Das klare Wasser aus.
Will Morpheus uns erschleichen,
So schläfft man auf dem Klee;
Das Laub der hohen Eichen
Ist unser Canape.

7. Sind unsre müden Glieder
Durch Sonnen-Glutt erhitzt,
So legen wir uns nieder,
Wo frisches Wasser spritzt.
Wenn Eols sanfftes Blasen
Der Sonnen Macht besiegt,
So wird man auf dem Rasen
Mit Anmut eingewiegt.

8. Und wenn zu manchen Zeiten
Blitz, Wetter, Sturm und Wind
Fast mit einander streiten,
Und uns zuwider sind,
So sind wir ohne Schrecken
Bey allem Ungemach,
Und jagen durch die Hecken
Den schnellen Hirschen nach.

9. Wir rüsten uns zum Streite,
Wir jagen Haar mit Haar.
Die Hoffnung reicher Beute
Verkleinert die Gefahr.
Wir weichen nicht zurücke,
Wenn gleich ein raucher Bär,
Und sonst ein grosses Stücke
Von uns nicht ferne wär.

10. Will gleich ein wilder Hauer
Mit seinen Waffen dräun,
So pflegt man ohne Schauer
Huy Sau! huy Sau zu schreyn;
Biß daß das Ungeheuer,
Wenn es die Kugel brennt,
Nach schon empfangnem Feuer
In sein Verderben rennt.

11. Das edle Jäger-Leben
Vergnüget meine Brust:
Den kühnen Fang zu geben
Ist meine gröste Lust.
Wo Reh und Hirsche springen,
Wo Rohr und Büchse knallt,
Wo Jäger-Hörner klingen,
Da ist mein Auffenthalt.

12. Drumb auff, ihr lieben Brüder!
Ergreiffet das Geschoß.
Auff, laßt die Wände nieder,
Geht auf das Wildprät loß!
Auff! frischt die starcken Hunde
Durch frohen Zuruff an,
Und singt aus vollem Munde,
So viel als jeder kan:

Auf, auf, Guttmann! nur frisch heran, Ihr Hunde greiffet an! Sultan,
Cortsan, Compan, nur frisch heran! Auf, auf, was jagen kan.

(Original Fassung 1723 - Rückseite des Einblattdruckes "Kurtzer Begriff Derer fürnehmsten Schuldigkeiten, Welche die Mit-Glieder aus der Hoch-Adelichen Gesellschaft der Verehrung des heiligen Huberti, und alle rechtschaffenen Liebhaber Chiens courrants oder parforce-Jagd zu beobachten haben")

Weitere Informationen

Historisch-kritisches Liederlexikon Historisch-kritisches Liederlexikon - Auf, auf zum fröhlichen Jagen

Einblattdruck von 1723, Vorderseite
Einblattdruck von 1723, Rückseite