Reizangel
Die Reizangel (auch als Übungs- oder früher als Dressurangel bezeichnet) ist ein Ausbildungshilfsmittel in erster Linie für Vorstehhunde.
Sie besteht aus einer mindestens zwei bis drei Meter langen Rute, mit der an einer möglichst reißfesten, nicht zu dünnen Schnur das Reizel verbunden ist.
Haupteinsatzzweck der Reizangel ist das Fördern der Vorstehanlagen bei entsprechenden Hunderassen vor der Anlagenprüfung. Daher werden als Reizel primär Federwildschwingen oder Federspiele verwendet.
Für andere Zwecke (Trieb- und Packspiele, Wassergewöhnung) kommen auch Bälge und Apportel zum Einsatz. Als Rute werden häufig einfache Holzstöcke oder Bambusstäbe eingesetzt. Angelruten dagegen sind wegen ihres geringeren Gewichts und ihrer federnden Eigenschaften indes besser für die Arbeit geeignet.
Die Reizangel wird vom Welpenalter an allgemein im Allgemeinen (bei den Nicht-Vorstehhunderassen) zum Anrüden (Reizen) des Hundes auf potentielle Beute für Trieb- und Packspiele sowie für die Gewöhnung junger Hunde ans Wasser verwendet. Insbesondere in der frühen Ausbildung von Vorstehhunderassen hingegen wird ein selbständiges Greifen des Reizels vermieden. Darin besteht die größte Gefahr des Reizangeleinsatzes bei Beutefangspielen mit Vorstehhunden. Eingesetzt zum Anrüden junger Vorstehhunde soll man den Hund das Reizel keinesfalls greifen lassen.
Vielmehr lernt der einspringende statt beharrlich vorstehende Hund dadurch, dass er eben durch Einspringen (statt Vorstehen) zum Erfolg kommen kann. Erfolgreich darf der Hund aber nur sein, wenn er erst auf ein Signal seines Führers/Ausbilders einspringt und greift, selbständiges Einspringen darf in der Vorstehförderung niemals erfolgreich sein, da die Vorstehanlagen sonst als selbstbelohnendes Verhalten in Frage gestellt/"weggeangelt" werden können. Richtig eingesetzt dient die Reizangel auch dem Gehorsam: der Hund lernt – bestärkt durch beruhigende Einwirkung seines Führers/Ausbilders – beharrliches Vorstehen ("Durchstehen"), bis er ein Kommando zum Einspringen ("Herausstoßen" des Wildes) erhält. So bietet der Kontrast zwischen Misserfolg bei selbständigem Einspringen und Erfolg bei Einspringen auf Kommando die nötige Erfahrung des jungen Hundes für eine sichere und positive Verknüpfung mit dem gewünschten Vorstehverhalten. Dabei macht man sich den inneren Konflikt des Hundes zwischen seinem Beutetrieb und seiner Vorstehanlage zu Nutze. Die verlangte Beherrschung des Beutetriebs ("Einspringhemmung") fördert mithin auch den Gehorsam. Zu dessen weiterer Festigung in Konfliktsituationen werden Hunde mit der Reizangel auch zum Hetzen veranlasst, um sie dann mit einem Kommando zu stoppen.
- siehe auch: Apportierbock
- siehe auch: Apportiersack
- siehe auch: Futterschleppe
- siehe auch: Welpenkurse
Literatur
- Fichtlmeier, Anton: Zur Ruhe reizen. Reizangeln richtig einsetzen. In: Wild und Hund, 7/2006, S. 68-72
- Fichtlmeier, Anton: Zur Ruhe reizen. Reizangel richtig einsetzen. In: Redaktion Wild und Hund (Hg.): Jagdgebrauchshunde (4). Auswahl - Prägung - Ausbildung - Disziplin. (= Wild und Hund Exklusiv, Bd. 30). Singhofen: Paul Parey Verlag, 2007, S. 40-44
- Kaiser, A.: Die "Übungsangel". In: Wild und Hund, 76. Jg. (1973/74), S. 21
- Orbach, Joachim: Entwicklungsphasen unserer Jagdhunde richtig nutzen. Wild und Hund Online
- Orbach, Joachim: Welpen- und Früherziehungskurse der JGHV-Mitgliedsvereine nutzen! In: JagdWissen.de (abgerufen am 16.11.2013)
- Tabel, Uwe: Die Reizangel. In: Der Jagdgebrauchshund, Heft 12/2021